Jugend will Veränderung - Glaubwürdigkeit und Offenheit erneuern !
Jugend will Veränderung !
Jugend ist offen für neues. Die Phase der Jugend zeichnet sich dadurch aus vieles althergebrachte in Frage zu stellen. Nur so kommt Erneuerung - auch in unserer Gesellschaft. Wir wollen kritische, querdenkende, nicht angepaßte Jugendliche. In dieser Gruppe kritischer, veränderungsbereiter, nach Alternativen suchender Jugendlicher haben Bündnis 90/Die Grünen viele Sympathien und Unterstützung eingebüßt. Dieser Prozeß einer gegenseitigen Entfremdung und mangelnden Kommunikation hat mehrere Ursachen, die Bündnis 90/Die Grünen schrittweise überwinden müssen, um wieder Nr. 1 unter den kritischen und reformbereiten Jugendlichen zu werden.
Angepaßt oder alternativ ?
Bündnisgrüne Politik kann nicht alle Jugendlichen gleich erreichen.
Die Erwartungen und politischen Vorstellungen der Jugend sind bunt und verschieden.
DIE Jugend gibt es nicht. Und DIE Jugend hatten wir - auch in noch so glorreichen
Zeiten - nie vollständig auf unserer Seite. Für verändernde,
alternative Politik müssen wir die Gruppe der kritischen, veränderungsbereiten
Jugend wieder zurückgewinnen und unseren Rückhalt dort verbreitern.
Diese kritischen, veränderungsbereiten, flexiblen und fortschrittlichen
jungen Menschen gilt es für grüne Politik (wieder) zu begeistern,
wenn grüne Politik Zukunft haben soll.
Nur mit dieser jugendlichen Basis können wir über kampagnenfähige
Überzeugungsarbeit, attraktive Kommunikation und konkrete Erfolge, weitere
Jugendliche für Grüne Politik gewinnen, ohne sich inhaltlich zu verbiegen.
Dafür gilt es vor allem zu erfüllen :
1. Glaubwürdigkeit erneuern !
Bündnis 90/Die Grünen waren für viele Jugendliche die Alternative
zu den herkömmlichen Parteien. Die Grünen waren anders, frech und
alternativ und stellten die Verhältnisse grundlegend in Frage. Dieses "fortschrittliche
Alternative sein" muß wieder zu einem Markenzeichen bündnisgrüner
Politik werden.
Unsere modernen Werte wie Ökologie, globale Solidarität, Gleichstellung,
demokratische Emanzipation, Menschenrechte und Frieden sind gerade unter der
Jugend nicht out, sondern leiden unter einem Glaubwürdigkeitsmangel.
Durch zunehmende Anpassung an hergebrachte Politikinhalte und -stile hat Bündnis
90/Die Grünen Glaubwürdigkeit eingebüßt. Zwischen den auch
bei uns vorkommenden Wahlversprechen und der überwiegend praktizierten
Politik in Koalition und Opposition klafft in letzter Zeit eine schwer zu vermittelnde
Kluft, die mit Akzeptanzverlusten bei veränderungswilligen JungwählerInnen
einhergeht. Die Unterscheidung zwischen Anpassung und Kompromiß, zwischen
Aufgabe von Zielen und inhaltlicher Erneuerung wird gerade für jugendliche
Nicht-PolitikexpertInnen immer schwieriger und führt zu Resignation, Frust
und fehlender Glaubwürdigkeit. Diese fehlende Konsequenz inhaltlicher Forderungen
und auch das beliebig erscheinende Aufgeben von Politikzielen hemmt unsere Mobilisierungs-
und Motivierungsfähigkeit, die für wirksame Kampagnen unerläßlich
sind.
Nicht unsere Ziele und Forderungen stoßen auf mangelnde Zustimmung, sondern
der notwendige Glauben an eine wenigstens in Kernbereichen konsequente Vertretung
durch Bündnisgrüne Funktionsträger geht zurück. Standhaftigkeit
statt Einknicken ist gefragt und gerade bei der Jugend zustimmungsfähig.
Nichts schreckt Jugendliche mehr ab, wie ungehaltene Versprechungen, Schönreden
von Niederlagen und opportunistisches Aufgeben.
Inhaltliche Ziele und Forderungen müssen differenziert vermittelt und glaubwürdig
vertreten werden.
Um junge Leute z.B. für den Atomausstieg, die Gleichstellung von AusländerInnen
zu mobilisieren und zu motivieren, muß es eine glaubwürdige Standhaftigkeit
der grünen Partei in dieser Frage geben. Dann ist erfolgreiche Kampagnenführung
möglich.
2. Offenheit vermitteln !
Bündnis 90/Die Grünen haben andere, offenere Strukturen als die anderen
Parteien. Dies geschah vor allem in dem Bewußtsein, daß das verknöcherte,
reglementierte, hierarchische Gebaren der "Altparteien" vor allem
Jugendliche abschreckte und abschreckt. Deshalb gab und gibt es bei BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN erfolgreiche Ansätze für alternative und vor allem
offenere Strukturen. Ämtertrennung, Frauenquote, Rotation, Öffentlichkeit
von Sitzungen, SprecherInnen statt Vorsitzenden, imperatives Mandat, Rederechte
für Nicht-Mitglieder sind Beispiele dieser basisdemokratischen Ansätze.
Diese weitgehende Offenheit grüner Strukturen ist einer unserer Pluspunkte
bei der Einbeziehung gerade kritischer Jugendliche und wir sollten diese besser
vermitteln statt falschem Opportunismus preisgeben. Die anderen Parteien haben
überwiegend weit größere Probleme mit dem Jugendlichen Nachwuchs
als Bündnis 90/Die Grünen, deshalb wäre billige Nachahmung verheerend.
Im Gegenteil sind offene, basisdemokratische Strukturen für reformwillige,
querdenkende, kritische Jugendliche attraktiver als autoritäre, geschlossene
Systeme. Die Hierarchien, Nicht-Zuständigkeiten und obrigkeitliche Besserwisserei
der anderen Parteien brauchen wir nicht.
Leider ist diese uns auszeichnende Offenheit, die auch die effektiven Möglichkeiten
der Beteiligung für neue Leute bei Bündnis 90/Die Grünen einschließt,
Stück für Stück zurückgegangen.
Jugendliche wollen keine festen Strukturen, starre Regeln und gleichen Trott.
Veränderung, Flexibilität (im Verfahren) und echte Mitwirkung sind
attraktiv.
Deshalb sollten wir unsere alternativen - sich von den anderen Parteien abgrenzenden
(Profilgebung!) - Strukturen nicht anpassen, sondern erneuern und ausbauen in
Richtung stärkerer Partizipation und Offenheit von unten.
Auch die zeitliche Begrenzung von Ämtern und Funktionen ist für NeueinsteigerInnen
und Jugendliche innerhalb oder außerhalb der Partei von großer Bedeutung.
Denn permanente personelle Erneuerung schafft frischen und jungen Wind und Ideen
in die Parlamente und Vorstände. Diese einzigartige Attraktivität
der Grünen Partei sollten wir nicht ungezügeltem Personenkult oder
erstarrender Verkrustung opfern.
Offene Mitwirkung und Einbeziehung der Jugend ist gefragt, statt Ausgrenzung
manchmal unbequemer, neuartiger Lebensperspektiven.
3. Grüne Politik muß wieder unterscheidbarer werden !
Bündnis 90/Die Grünen sind immer weniger die Alternative zu den herkömmlichen,
althergebrachten Parteien. Neue Ideen, kritische Denkanstöße und
andere Wege zeichneten und zeichnen Grüne Politik aus. Gerade Jugendliche
sind für neue Politikansätze offen und begeisterungsfähig.
Bündnis 90/Die Grünen müssen in Zukunft wieder unterscheidbarer
werden. Auch und gerade in Koalitionen müssen Unterschiede und Abgrenzungen
zu den anderen Parteien und ihren Politikinhalten und -stilen deutlich erkennbar
werden. Ohne klares Profil gibt es keine Akzeptanz oder Zustimmung unter jungen
WählerInnen. Es muß klar sein für welche Inhalte Bündnis
90/Die Grünen stehen und welche Umsetzungen sie in Opposition oder Regierung
erreichen wollen und erreicht haben. Grüne Erfolge und inhaltlichen Ziele
müssen erkennbar und besser vermittelt werden. Dies geht in unserer Medienlandschaft
nur durch Abgrenzung und Streit. Über Harmonie wird leider nur unzureichend
berichtet.
Bündnis 90/Die Grünen müssen auch innerparteilich mehr streiten
und diskutieren, das macht eine lebendige und für Jugendliche attraktive
Partei aus und sorgt für permanente zukunftsfähige Weiterentwicklung
grüner Ideen. Fairer Streit um die Sache statt um Personen ermöglicht
kritischen Jugendlichen eine eigenständige Positionierung auf der Grundlage
der bündnisgrünen Werte.
Ein Hinterherlaufen hinter dem angeblichen gesellschaftlichen "Mainstream"
wird dabei immer nur zum zweiten Platz, aber zu keiner Stimme, geschweige denn
aktiven Unterstützung, führen !
Grün ist die Zukunft - und die Jugend !
Bündnis 90/Die Grünen müssen wieder stärker auf kritische
und alternative Jugendliche zugehen, um eine langfristige Zukunft zu haben.
Ohne überzeugte und engagierte junge Menschen erstarrt und erlahmt jede
Partei.
Die verstärkt sich an die Altparteien anpassende Grüne Politik in
Regierung und Opposition hat viele Jugendliche verschreckt. Ein klares Profil
für sozialökologische Veränderungen und Reformen wird immer weniger
erkennbar.
Nur durch eine Neubesinnung auf Glaubwürdigkeit und Offenheit können
wir unsere Chancen bei der Jugend wieder verstärken. Eine stärkere
Motivation für ein Engagement bei Bündnis 90/Die Grünen kann
nur durch glaubwürdige Kampagnen und eine Offenheit nach unten und außen
erreicht werden.
Die inhaltlichen Grundwerte und Konzepte von Bündnis 90/Die Grünen
haben Zukunft - auch und gerade bei der Jugend und müssen weiterentwickelt
werden : Gleichstellung der Geschlechter, ökologische Lebensweise, Frieden
und Menschenrechte, Solidarität mit den Schwachen, Emanzipation von Homosexuellen,
Rechte der MigrantInnen u.v.m. - noch nie war eine gesellschaftliche Akzeptanz
für grüne Werte unter der Jugend so hoch wie heute. Nutzen und verstärken
wir sie - das ist unser Ziel !