Fr., 1.3., abends: Zusammenkunft im Caouchouc, Hannover-List
Erfahrungsaustausch über die Situation und die politische Arbeit
in verschiedenen Städten und Landkreisen, dabei unterschiedliche
Einschätzungen:
- Mitarbeit in Kommunalparlamenten, soweit noch möglich; Beschränkung
und Konzentration auf unmittelbare Probleme der Bürgerinnen, deren
Anliegen von den großen Parteien vernachlässigt werden
- Zusammenarbeit mit den Neuen Sozialen Bewegungen (Friedens-, Anti-AKW-Bewegung,
Attac, Bürgerinitiativen, Lokalradio u.a.)
- auch Bearbeitung übergreifender politischer Themen, die häufig
einen kommunalen Bezug haben (z.B. durch Bundeswehr-/BGS-Kaserne, Müllverbrennungsanlage
u.a.)
- unterschiedliche Einschätzung von Parteien als noch zeitgemäßer
Organisationsform von Politik: Versuch, das Beste daraus zu machen,
gegen "Parteien als Auslaufmodell"
- Bedürfnis nach Verbindung der verschiedenen politischen Themen
und Aktivitäten sowohl hinsichtlich der Ebene (lokal - regional
- global) als auch der Inhalte (Ökologie, Frieden, Soziales etc.)
- Probleme mit ausgetretenen Grünen: Sie sind oft sehr enttäuscht,
wenden sich nicht nur von ihrer Partei , sondern überhaupt von
jeder politischen Arbeit ab; wie können sie für uns gewonnen
werden?
- Konsens über die Bedeutung der Basisarbeit vor Ort, aber auch
der Öffentlichkeitsarbeit mit übergreifender, umfassender
Thematik (z.B. Innere Sicherheit, Globalisierung); nicht das eine gegen
das andere ausspielen
- notwendiger Versuch, "gefühlsmäßige fundamentale
Opposition" politisch zu organisieren (was ursprünglich das
Ziel der Grünen war), urgrüne Ziele zu radikalisieren
- parlamentarische Arbeit - wo für uns noch möglich - grundsätzlich
sinnvoll, jedenfalls auf kommunaler Ebene; Frage nach neuer Partei links
von den Grünen stellt sich z.Zt. nicht, dafür fehlt die Basis;
Mitarbeit bei der PDS nicht befürwortet, weil unterschiedliche
Milieus und Kulturen; punktuelle Zusammenarbeit möglich, vielleicht
Wahlempfehlung?
Sa., 2.3., vormittags Fortsetzung des Treffens im Pavillon
Bericht über die Situation in Hamburg und Schlussfolgerungen:
- Regenbogen-Fraktion konnte mit 5 Abgeordneten und 12 hauptamtlichen
MitarbeiterInnen auf 2 ½- jährige Tätigkeit zurückblicken;
intensive Zusammenarbeit mit Initiativen der alternativen Szene
- Schillpartei hat indirekt den Grünen geholfen; sie galten noch
als Gegenkraft gegen rechts; auch Kampagne gegen rechts im Bundestagswahlkampf
("Stoppt Stoiber") könnte ihnen Wählerstimmen bringen
- Menschen sind für eine Vielfalt von Themen und für größere
Zusammenhänge schlecht zu mobilisieren, eher für rechte "Ein-Punkt-Kampagnen".
Vorbereitetes Statement zu Sinn und Zweck einer neuen Alternativ- und
Linksgrün-Bewegung:
- Notwendigkeit, größere politische Zusammenhänge der
Öko-, Friedens-, Anti-AKW-Bewegung u.a. herzustellen, wenn etwas
erreicht werden soll; Engagement für die Einzelthemen meist wenig
wirkungsvoll, Organisationen werden integriert, höchstens kleine
Reformen als bescheidene Erfolge
- Kritik von Macht und Herrschaft: unser Ziel ist, nicht Macht (oder
Teil davon) zu erringen, sondern sie abzubauen und dem Volk zurückzugeben
- neue Theorie? Zunächst Suche nach neuen Ansätzen in Ökonomie
und Politik, die "zukunftsfähig" sind (auch wenn dieser
Begriff umstritten ist und missbraucht wurde), wie z.B.
ökologischer Landbau
= fairer Handel
= Entschleunigung" (Mobilität ohne Auto und Flugzeug)
= Gewaltprävention; Versöhnung von Konfliktparteien
= basisdemokratische Organisationsformen (wie bei uns)
= "alternativer Lebensstil"
- Sammeln, Fördern, Unterstützen aller zukunftsfähigen
Entwicklungen; dabei aus den Nischen herauskommen; Geschwätz der
politischen Klasse kritisieren, Ort, Zeit und Inhalte der politischen
Diskurse selbst bestimmen
Zusammenfassend: Interesse der TeilnehmerInnen, das alternative politische
Projekt weiter zu betreiben
- als übergreifendes Netzwerk und Bündnis von Menschen, nicht
von Organisation
- in "experimenteller Handhabung" von Politik, bei positiver
Bewertung der Vielfalt
- Treffen möglichst halbjährlich, nächstes Treffen im
Herbst 2002
Jörg Schulz-Trieglaff, Hannover
|