Es hat sich gezeigt, dass die NATO-Luftangriffe das ursprünglich verkündete Ziel -
nämlich das Verhindern einer "humanitären Katastrophe" im Kosov@ - nicht
erreicht haben und auf absehbare Zeit auch nicht erreichen werden. Im Gegenteil hat die
NATO das Leid auf dem Balkan nur vergrößert: Es werden immer wieder zivile Gebäude wie
z.B. Krankenhäuser und Wohnsiedlungen von Bomben getroffen. Die Wasser- und
Stromversorgung werden lahmgelegt, Straßen, Brücken und Fabriken zerstört, und die
Umwelt wird durch austretende Chemikalien und durch Uran verseucht. Die NATO führt
mittlerweile einen Krieg gegen die serbische Bevölkerung. Dies ist für uns in keinster
Weise akzeptabel. Zumal durch die NATO-Intervention nicht die Vertreibung oder Ermordung
auch nur eines/einer einzelnen KosovarIn verhindert werden konnte.
Der Versuch, den Konflikt auf dem Balkan militärisch zu lösen, ist eindeutig
gescheitert. Da es aber falsch wäre, die Verbrechen des serbischen Regimes einfach
hinzunehmen, müssen jetzt andere Wege gegangen werden. In diesem Zusammenhang begrüßen
wir den Haftbefehl gegen Milosevic und andere serbische Machtträger.
Damit es ein Serbien ohne Milosevic geben kann, muss allerdings die demokratische
Opposition gestärkt werden. Die NATO-Strategie hat bisher aber genau das Gegenteil - eine
Schwächung der Opposition - erreicht. Damit die Demokratie und der Frieden auf dem ganzen
Balkan eine Chance bekommen, muss es ein Ausbrechen aus der militärischen
Eskalationsspirale geben.
Die Grüne Jugend Niedersachsen setzt sich daher für folgende Ziele ein:
Die sofortige bedingungslose Einstellung der NATO-Luftangriffe, um ein
deutliches Zeichen zu setzen, dass die NATO an einer diplomatischen Lösung unter
Einbindung und Vermittlung der UNO und Rußlands interessiert ist, und um die
Eskalationsspirale zu durchbrechen.
Die Erarbeitung einer neuen Vertragsgrundlage für eine politische Lösung in
Zusammenarbeit mit den übrigen PartnerInnen in der Balkankontaktgruppe, Rußland und
unter Einbeziehung des UN-Generalsekretärs und den demokratischen Kräften in Serbien und
Kosov@. Denn der Vertrag von Rambouillet ist längst hinfällig geworden.
Kein Einsatz von Bodentruppen
Das Gewaltmonopol soll an die UNO zurückgegeben und eine Sicherung des Kosov@
durch eine internationale friedenserhaltende Truppe auf der Grundlage der UN-Charta
durchgeführt werden. An dieser Friedenstruppe sollten sich die NATO-Staaten, die gegen
Serbien Krieg führen, nicht beteiligen.
Für einen dauerhaften Frieden auf dem Balkan ist eine langfristig angelegte
Unterstützung der demokratischen Kräfte überall auf dem Balkan unerlässlich. Dies gilt
insbesondere für die serbische demokratische Opposition und Dr. Rugova. Eine Entwaffnung
der UCK sollte angestrebt werden.
Ziel einer politischen Lösung muss die Rückführung aller Flüchtlinge in
ihre Heimatorte und die Wiederherstellung eines multiethnischen Kosov@ mit möglichst
großer Autonomie sein. Die Flüchtlinge in Albanien, Mazedonien und den angrenzenden
Ländern müssen bis dahin von UN-Friedenstruppen geschützt werden. Zudem muss den
Staaten, die am meisten von der Fluchtwelle betroffen sind, großzügige Hilfe gewährt
werden, und es muss eine über das bisherige Kontingent hinausgehende Aufnahme von
Vertriebenen aus dem Kosov@ in Deutschland stattfinden. Die Rückkehr der Flüchtlinge
darf nur auf freiwilliger Basis erfolgen und frauenspezifische Fluchtgründe, wie
beispielsweise Vergewaltigung müssen als Asylgrund anerkannt werden. Für
Kosov@-AlbanerInnen, serbische Oppositionelle bzw. Deserteure und Kriegsdienstverweigerern
der Jugoslawischen Bundesarmee in Deutschland muss ein Abschiebestopp ausgesprochen
werden, ebenso für Menschen aus Bosnien-Herzegowina, um eine Gefährdung zurückkehrender
Minderheiten - insbesondere in der Republik Srpska- zu vermeiden.
Ein gemeinsames Vorgehen des UN-Sicherheitsrates gegen die Vertreibung im
Kosov@ ist anzustreben. Es muss auf einem Rückzug der jugoslawischen Armee aus dem Kosov@
bestanden werden.
Unter Federführung der UNO soll baldmöglichst eine mehrstufige
Balkankonferenz einberufen werden, die den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Stärkung
aller Balkanstaaten ebenso unterstützen wie die Demokratisierung und das zivile
Zusammenleben der Völker.
Die Bundesregierung soll sich für eine nachdrückliche und dauerhafte Politik
der Stärkung und Aufwertung für friedensorientierte Kräfte der Region (NGOs, serbische
FriedenspolitikerInnen, FriedensfoscherInnen) einsetzen, insbesondere auch in den
Nachbarstaaten Jugoslawiens und des Kosov@. Frieden ist ein langsamer Prozess, der z.B.
durch zivile Konfliktbearbeitung unterstützt werden kann.
Einen dauerhaften Frieden wird es auf dem Balkan niemals mit Milosevic und den anderen
serbischen, kroatischen, bosnischen und albanischen Nationalisten geben. Nur wenn die UNO
und die NATO bei der Konfliktbearbeitung auf dem Balkan ausschließlich auf demokratische
Kräfte setzen und diese stärken, gibt es eine Chance für den Frieden. Demokratie und
die Verurteilung von Kriegsverbrechern wie Milosevic sind für den Friedensprozess
unerlässlich.