Kultur: Freiräume schaffen - sich einmischenKultur ist die soziale und politische Textur unserer Stadt. Alle Lebensbereiche sind von ihr durchdrungen. Kultur mischt sich ein, ist überall, wirkt auf das gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben.Kultur findet nicht nur in Konzertsälen und auf Vernissagen statt, sondern genauso in Hinterhöfen, zwischen Stachus und Marienplatz, auf den Münchner Gehwegplatten oder in Moosschwaige und Birkenried. Kultur ist gefährdet durch Wohn- und Arbeitsbedingungen, durch Entfremdungsprozesse, die den Menschen Selbständigkeit und schöpferische Kraft rauben. Millionen Menschen flüchten in ihrer Freizeit vor der Unwirtlichkeit der Städte. Um ihnen wieder Identifikationsmöglichkeiten zu geben, brauchen wir - ebenso wie eine biologische - eine kulturelle Klimaverbesserung. Traditionelle Kulturpolitik fördert stets das Reproduzierbare, das Angepaßte und das Gewohnte. GRÜNE Kulturpolitik will dagegen Chancen bieten, aus diesem Kreislauf auszubrechen, will Freiräume schaffen, will Mut und Phantasie anregen. Grundsätzlich gilt: Kultur existiert auch ohne Kulturreferat und ohne städtische Kulturpolitik. Andererseits haben KünstlerInnen und ihr Publikum Anspruch auf Förderung und Vermittlung. Kultur bietet die Chance, Isolation zu überwinden und Kontrapunkte gegen die "Übermacht des Alltags" zu setzen. Für Bündnis 90/DIE GRÜNEN bedeutet Kulturpolitik sowohl die Pflege des traditionellen Kulturerbes als auch die Förderung eines lebendigen Kulturlebens mit einer Vielzahl erfrischender, neuer und unabhängiger Initiativen. Erste ErfolgeErste Erfolge bestärken uns in dieser Absicht. So haben Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Für eine weitere kulturelle KlimaverbesserungGRÜNE Kulturpolitik geht über den bisherigen Ansatz der Bürgerhausidee hinaus - von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung. Die Auseinandersetzung mit veralteten SPD-Strukturen und -Auffassungen bleibt hierbei nicht aus. Wir unterstützen das Konzept der Kulturläden, das die Öffnung für alle BürgerInnen des Stadtteils vorsieht. Dies schließt auch multikulturelle Konzepte mit ein.Gerade in Vierteln mit ungünstigen Wohn- und Lebensbedingungen sind Kulturläden sinnvoll. Hier wird Nachbarschaft gelebt und erlebt. Kinder und Erwachsene finden ein abwechslungsreiches Angebot an Filmen, Lesungen, Ausstellungen, Musik oder Diskussionen. So können auch Stadtteilgruppen gefördert werden, die keinem Mainstream angehören, und KünstlerInnen haben die Möglichkeit, sich mit speziellen Projekten den Jugendlichen in Problemvierteln zuzuwenden. Vorbildlich war z.B. ein Filmprojekt mit Jugendlichen im Hasenbergl, für dessen Fortsetzung wir uns einsetzen werden. Besonders wichtig sind uns außerdem weltoffene Kulturinitiativen, die sich bewußt Aufklärung und politische Emanzipation zur Aufgabe machen. Zukunftswerkstätten, Ideen- und Erfinderzellen können Kompetenz für basisdemokratische Mitbestimmung vermitteln. Jede lebendige Kultur ist transkulturellen Einflüssen ausgesetzt. Ein Schwerpunkt der Kulturdebatte muß deshalb auf die wechselseitige Einarbeitung fremder Kulturmuster gelegt werden. Lebendige Kulturen zeichen sich gerade dadurch aus, daß sie zu einem Austausch mit Fremdem fähig sind und sich dadurch verändern. Bündnis 90/DIE GRÜNEN wollen zusammen mit KünstlerInnen und BürgerInnen dieser Stadt den öffentlichen Raum zurückerobern. Beton- und Asphaltschluchten dürfen nicht als schicksalhafter Wandel einer Stadtkultur defätistisch hingenommen werden. Die gebaute Umwelt muß als kulturelles Erbe begriffen und bewahrt werden. Die Unverwechselbarkeit der Stadtteile muß als erlebbare Kultur- und Alltagsgeschichte erhalten bleiben. Zeitgenössische Architektur darf andererseits human- und stadtökologische Zukunftsplanung nicht vernachlässigen. Münchner KünstlerInnen sind durch Wettbewerbe und Werkaufträge für Kunst am Bau, an Straßen-, Platz- und Parkgestaltung zu beteiligen. Kunststadt MünchenDas hohe Niveau der städtischen Orchester, Theater und Ausstellungsräume muß erhalten bleiben. Schließungen aufgrund der Haushaltslage werden wir verhindern. Denn Kunst und Kultur sind ein bürgerschaftliches Grundbedürfnis, schaffen Arbeitsplätze und sind ein bedeutender wirtschaftlicher Standortfaktor. Ein "entweder - oder" bei der Förderung von Hochkultur, Volkskultur und Alternativkultur kann es nicht geben.BiergartenkulturDie Lebendigkeit unserer Stadt wird wesentlich beeinflußt durch ihre Kneipen, Restaurants und Biergärten. Wer hier Friedhofsruhe verordnet, killt Kommunikation und Lebenslust. Deshalb sind Sperrszeiten so liberal wie möglich zu handhaben, natürlich nicht ohne Rücksicht auf die AnwohnerInnen. Nur: Nicht Lachen und Flirten belästigt den Ruhebedürftigen, sondern unnötige Autofahrten.Mehr experimentelle FreiräumeWie bereits in den letzten Jahren wollen wir auch in Zukunft preiswerte Arbeits-, Proben- und Veranstaltungsräume für KünstlerInnen nutzbar machen. Die Ateliers an der Dachauerstraße müssen ebenso erhalten bleiben wie die denkmalgeschützte Jutierhalle, die schleunigst einer kulturellen Nutzung zuzuführen ist. Auch leerstehende Kasernen eignen sich z.B. hervorragend für künstlerische Zwischennutzung. Von der Straßenunterführung bis zur Fabrikhalle - es gibt noch viele Räume für das Kulturleben zu entdecken.Besonderes Augenmerk richten wir dabei auf die Gegenwartskunst. Ob Musik, Theater, Tanz , Film, Video, Medien, Literatur, bildende Kunst oder Architektur: Wir wollen das Neue, das Verändernde, die Avantgarde stärker fördern und für die Arbeit zeitgenössischer KünstlerInnen mehr experimentellen Freiraum schaffen. |