Kommunales
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Programm-Beispiel : München Kommunalwahl 1996

Kinder, Jugendliche und Bildung

Familien in München

Familien und Lebensgemeinschaften bilden den Kernbereich sozialen Lebens. Wir wollen sie ihrer ganzen Verschiedenheit ernst nehmen. Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und Alleinerziehende dürfen nicht benachteiligt weden. 
Nur noch in 15 % aller Münchner Haushalte leben Familien mit Kindern unter 18 Jahren. Davon sind ca. 20% Familien mit nur einem Elternteil, mit steigender Tendenz. Familien mit Kindern laufen allmählich Gefahr, sich zu einer Randgruppe zu entwickeln. Auch wenn diese Entwicklung angesichts der Mieten, des Arbeitsmarkts und der Verkehrspolitik gut nachvollziehbar ist, darf sie nicht einfach hingenommen werden. 
Es ist eine bekannte Tatsache, daß ein hoher Anteil der Menschen, die Kinder bekommen, mit deren Ankunft unter die Armutsgrenze fallen. Wir brauchen jedoch Kinder in unserer Gesellschaft, also muß für sie und damit natürlich auch für ihre Familien etwas getan werden. Die Stadtplanung muß sich an kindlichen Bewegungsbedürfnissen orientieren, sonst werden Menschen mit Kindern aus der Innenstadt an den Stadtrand  abgedrängt.
Die Politik hat die Aufgabe, an einer Bewußtseinsänderung mitzuwirken, damit nicht Verkehrslärm geduldet, aber laut spielende Kinder schikaniert werden. Was für Biergärten getan wird - nämlich ein breites Engagement für sie und gegen das Ruhebedürfnis der Anwohner - sollte auch für Kinder möglich sein. 

Kleine Kinder brauchen Betreuungsmöglichkeiten.

Immer mehr Kinder wachsen ohne Geschwister auf, immer mehr Elternteile müssen oder wollen arbeiten, immer mehr Kinder benötigen Betreuungsplätze. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze deutlich gestiegen, jedoch sind sie immer noch nicht in ausreichender Zahl vorhanden. Diese Einrichtungen auszubauen, bis der gesamte Bedarf gedeckt ist, ist ein besonders wichtiges Ziel grüner Politik in den nächsten Jahren. Dabei sollen Kinder unterschiedlicher Altersgruppen die Möglichkeit bekommen, miteinander in einem Gebäude zu sein und dann auch miteinander spielen und  voneinander lernen können. Da von Landesseite bislang ausschließlich Kindergärten mitfinanziert werden (und auch die nach wie vor viel zu gering!), muß ein solcher Weg gewählt werden, wenn wir die richtige und wichtige Altersmischung vorantreiben wollen.
Etwas ganz Neues auf dem Gebiet der außerschulischen Betreuung sind die "Kindertageszentren", in denen Kinder unterschiedlichen Alters wirklich in einer Gruppe miteinander aufwachsen. Dieses Modell wird vom Land in einigen wenigen Einrichtungen (5) mitgetragen, ist aber das Modell der Zukunft und muß unterstützt, finanziert und ausgebaut werden.
Ab 1996 soll das Recht auf einen Kindergartenplatz für jedes Kind zwischen 3 und 6 Jahren Wirklichkeit werden. Um dieses zu erreichen, müssen finanzielle und organisatorische Meisterleistungen vollbracht werden - wir werden alles daransetzen, um es zu schaffen. 
Auch die Eltern-Kind-Initiativen müssen unterstützt werden. Dies gilt ebenso für die Projekte "Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung an Schulen", die auch im Wesentlichen von Eltern initiiert und getragen werden. Sie stecken noch in den Kinderschuhen, ihre finanzielle aber auch organisatorische Unterstützung ist zu forcieren.
Dringend benötigt werden Ganztagsschulen, Tagesheime und eine geregelte Vormittagsbetreuung für GrundschülerInnen. Wenn es auch Dinge sind, die fast ausschließlich in der Hand des Landes liegen, so muß doch von Seiten der Kommune immer wieder auf diesen Bedarf hingewiesen werden.

Außerschulische Räume

Nach dem Unterricht geöffnete Schulhöfe, phantasievolle Spielplätze, Treffpunkte für Jugendliche, Kinderstadtteilpläne und Spielstraßen dienen der freien Entfaltung der Kinder und Jugendlichen ebenso wie mehr Musikübungsräume. Es gibt in München in allen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit inzwischen ein dichtes Netz freier Träger, bei denen sich viel Kompetenz angesammelt hat. Sie sind in ihrer Größe, Arbeitsweise und Zielbestimmung sehr unterschiedlich und  leisten  alle einen wichtigen Beitrag zur Jugendarbeit. Wir wollen daher die Zusammenarbeit mit ihnen weiterführen und ausbauen.

Politik für und mit Kindern

In München finden Kinder- und Jugendforen statt, auf denen junge Menschen ihre Interessen vertreten können. Die städtischen Referate müssen deren Anregungen in ihre Arbeit einfließen lassen. Die Kinder- und Jugendforen müssen abgesichert, ausgebaut und weiterhin unterstützt werden. Des weiteren fordern Bündnis 90/DIE GRÜNEN die Einrichtung eines städtischen Kinder- und Jugendparlamentes, das aus Wahlen an den Münchner Schulen hervorgeht und ein Anhörungsrecht im Stadtrat und Antragsrecht bezüglich jugendrelevanter Fragen im Stadtrat hat.

Kinder und Armut

Nach wie vor leben Familien mit Kindern in Obdachlosenunterkünften und Pensionen. Viele Kinder und Jugendliche leben bereits in der zweiten oder sogar dritten Generation in solchen Unterkünften - ein beschämender und unhaltbarer Zustand. Ein Ausweg aus dem Teufelskreis der Armut  wird immer schwerer und kann oft nicht mehr allein gefunden werden. 
Damit es für Familien gar nicht erst so weit kommt und bereits im Vorfeld Probleme erkannt werden, müssen Familienbildungsstätten, Familien-/Mütterzentren und Erziehungsberatungsstellen mit ausreichenden Mitteln und Personal ausgestattet werden. Aber auch die Schuldnerberatungsstellen oder eine personelle Aufstockung von Streetwork sind hilfreich. Die Zusammenarbeit verschiedener Ämter, Organisationen und Beratungsstellen ist zum Wohle von Kindern und ihren Familien dezentral und damit kleinräumig  aufzubauen. 

Kinder/Jugendliche und Sucht

Medien schreiben von 67 % der 12 - 14jährigen, die mindestens einmal pro Woche Tabletten schlucken. Nach einer Studie trinkt jedes fünfte Kind zwischen 12 und 14 regelmäßig Alkohol, jedeR vierte SchülerIn nimmt Präparate zur Leistungssteigerung, jedes fünfte Kind beginnt damit schon im Grundschulalter. Bundesweit leiden zehn bis 15% der Kinder und Jugendlichen an psychischen Störungen mit steigender Tendenz, das Einstiegsalter bei illegalen Drogen sinkt und der Umstieg auf härtere Drogen geht immer schneller vonstatten. 
Bei Jugendlichen führt häufig Neugier und (anders als bei Erwachsenen) noch nicht Sucht den Kontakt mit Drogen herbei. Auf diesen wesentlichen Unterschied muß gerade im Hinblick auf Prävention und Therapie eingegangen werden. (Im übrigen wird auf das Kapitel Sucht im gesundheitspolitischen Teil des Programmes verwiesen.)
Die Bilanz ist erschreckend - was kann getan werden? Dreh- und Angelpunkt wird in Zukunft die Prävention sein, die woanders und erheblich früher ansetzen muß als bisher. Es hat sich gezeigt, daß Drogensüchtige schon vor der Sucht bestens informiert waren über Wirkungen und Auswirkungen der unterschiedlichen Drogen, das System der Abschreckung funktioniert nicht. Prävention muß im Kleinkindalter individuell ansetzen. Das Wissen um die Wichtigkeit der Förderung von Selbstbewußtsein und Eigenständigkeit von Kindern muß sich noch mehr verbreiten, aber auch Elternarbeit und die Auseinandersetzung von Erwachsenen mit dem eigenen Konsumverhalten sind vonnöten.
Weiterhin sind Notschlafplätze und Krisenwohngemeinschaften wichtig, eine Clearingstelle zur Erstellung eines individuellen Hilfeplanes, kompetente AnsprechpartnerInnen in allen Einrichtungen, die von Jugendlichen aufgesucht werden, ein Ausbau von Streetwork sowie spezieller Beratungsstellen. Eine bedarfsgerechte Konzeptionierung und Umsetzung jeweils einer Jugendwohngemeinschaft plus Kontaktladen für weibliche und männliche drogenbelastete Jugendliche gehört auch noch dazu, sowie eine Öffnung und Flexibilität der Heime, WGs und sonstiger Unterbringungsträger.

Eigenständiges Referat für die Belange von Kindern und Jugendlichen

Der Lebensraum Großstadt bietet für die in ihm groß werdenden Kinder und Jugendliche vielfältige Chancen, aber auch besondere Probleme, Konflikte, Beengungen und Gefahren. Eine zeitgemäße Kinder- und Jugendpolitik in Großstädten muß sich diesen speziellen Bedingungen stellen, die eben anders sind als auf dem sog. flachen Land: sie muß für umfassende Verbesserung der Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten der hier lebenden Kinder und Jugendlichen sorgen.
Bündnis 90/DIE GRÜNEN sind überzeugt, daß eine starke Vernetzung von schulischer und außerschulischer Pädagogik einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Dazu müssen diese Bereiche, die bislang weitgehend berührungslos nebeneinander existieren und agieren, intensiv organisatorisch und personell zusammenarbeiten.
Bündnis 90/DIE GRÜNEN werden sich daher für die Auflösung des Schulreferates und dessen Eingliederung in ein neuer "Referat für Kinder und Jugendliche, Bildung und Sport" einsetzen. Dieses wird zur Aufgabe haben, durch Zusammenfassung aller Aufgaben des Jugendamtes und des Schulreferates, für alle schulischen und außerschulischen Belange von Kindern und Jugendlichen in München zuständig zu sein.
Die augenblickliche Situation der städtischen Zuständigkeiten in diesem Bereich ist sehr unbefriedigend. Insbesondere trifft dies auf den Bereich der Kinderbetreuungseinrichtungen zu, die konsequenterweise im Kinder- und Jugendhilfegesetz in § 22 unter dem Sammelbegriff "Tageseinrichtungen" zusammengefaßt sind, da die klassische Aufteilung in Kinderkrippe, Kindergarten und Kinderhort der Lebensrealität sowie der Fachdiskussion widerspricht (siehe Teil Betreuungsmöglichkeiten).
 
Augenblicklich sind die Zuständigkeiten für Kindertageseinrichtungen wie folgt aufgesplittet:
Kinderkrippen Stadtjugendamt
Kindergärten Schulreferat 
Kinderhorte  Schulreferat  (Anhörungsrecht des Kinder- und  Jugendhilfeausschusses)
Kindertageszentren  Stadtjugendamt und Schulreferat ;über die  genaue Kompetenzverteilung wird noch  gestritten.
Eltern-Kind-Gruppen  Neue: Sozialreferat -Selbsthilfeförderung
Alte  : Stadtjugendamt
Über-Mittag-Gruppen  Schulreferat

Diese Aufsplittung führt zu Reibungsverlusten, Doppelarbeit und Kompetenzgerangel. Die Kinderbetreuungseinrichtungen müssen deshalb in einem für das Kinder- und Jugendhilfegesetz zuständigen Referat zusammengefaßt werden. Heute würde das jedoch bedeuten, alle diese Einrichtungen in die Obhut des Jugendamtes zu übertragen, und damit das Schulreferat zu einem Minireferat ab- bzw. das Jugendamt (Sozialreferat) zu einem nicht überschaubaren Giganten aufzubauen. Viele Kindergärten und Horte sind in Schulgebäuden untergebracht, deshalb würde eine solche Regelung neue unnötige Reibungen und komplizierte Abstimmungsverfahren hervorrufen.
Im neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz wird als einer der herausgehobenen Schwerpunkte der Jugendarbeit in § 11 (3) die "arbeitswelt-, schul- und familienbezogene Jugendarbeit" genannt. Damit wird die von Fachleuten längst beschriebene Erfahrung nachvollzogen, daß die Schulsozialarbeit und die Sozialarbeit im Übergang von der Schule in die Arbeitswelt immer größere Bedeutung gewinnt. Auch ist die Verbindung von schul- und familienbezogener Jugendarbeit immer wichtiger. 
Bisher hat es in München an einem Vernetzungskonzept der Arbeitsfelder Schule, außerschulische Pädagogik und Erziehungshilfe gemangelt. Es gibt keine bessere Zusammenarbeitsform, als alle Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten oder dafür Verantwortung tragen, in einem Referat zu beheimaten, das für eine Verknüpfung und übergreifende Vernetzung sorgt.
Damit kann den unterschiedlichen Facetten der Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten - Kinder, Jugendliche, Eltern, PädagogInnen - viel eher entsprochen und vorhandenes Know how, Personal und Einrichtungen besser genutzt werden (Synergie-Effekte). Außerdem können durch die Vermeidung von Doppelarbeit knappe öffentliche Mittel zukünftig gezielter, wirksamer und damit effektiver eingesetzt werden.

Ausbildungslose Jugendliche

Der Erwerb bzw. das Versäumnis schulischer und beruflicher Qualifikationen sind entscheidend für spätere Chancen - die soziale Plazierung, den beruflichen Status und die gesellschaftliche Anerkennung. Der Rückgang von Arbeitsplätzen für Un- und Angelernte bedeutet für Jugendliche mit schlechtem oder ohne Schulabschluß eine deutliche Verengung der Möglichkeiten. Speziell für die Letztgenannten sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz gering. Eine wichtige  Aufgabe ist es daher, für Jugendliche, die Probleme beim Einstieg ins Berufsleben haben, entsprechende Hilfe und Qualifizierungsmöglichkeiten bereitzustellen.
Das muß bereits in der Schule beginnen. Da alle Hauptschulen in staatlicher Hand sind, kann die Stadt auf sie leider keinen Einfluß nehmen. Sie kann aber sehr wohl etwas tun:  Die Schulsozialarbeit, die in der letzten Zeit an Bedeutung gewonnen hat, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Sie muß ausgebaut und abgesichert werden. Das Nachholen von Schulabschlüssen ist ein weitere Möglichkeit, das Problem wenigstens zu mildern.
Nicht nur junge Leute ohne Schulabschluß haben zunehmend Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Ca. 15% eines Jahrganges bleiben ohne Ausbildung. Eine Möglichkeit für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, die sich auf eine berufliche Tätigkeit vorbereiten wollen, ist das Berufsvorbereitungsjahr. Hier muß die Anzahl der Klassen aufgestockt werden.
Wenn SchülerInnen nicht regelmäßig in die Berufsschule gehen, sind sie über kurz oder lang von Bußgeld bedroht. Um ihnen Hilfestellung zu geben und Perspektiven aufzuzeigen, ist das Projekt ÜSA  (Übergang Schule Arbeitswelt) eingerichtet worden, das in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil der Jugendarbeit geworden ist. Wir wolle dieses Projekt weiterführen und ausbauen.
Zur weiteren Unterstützung benachteiligter Jugendlicher ist eine Absicherung der AFI (Arbeitsförderungsinitiativen) - Projekte notwendig, die ein unverzichtbarer Baustein der sozialen Grundversorgung sind, ebenso wie die Angebote der berufsbezogenen Jugendhilfe. Auch sie sind zu einem wichtigen Faktor für ausbildungslose Jugendliche geworden.
Neu, zumindest in Deutschland, aber doch sinnvoll ist die Idee einer Produktionsschule, die in anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich arbeitet. Es handelt sich um eine kombinierte Unterrichts- und Produktionseinrichtung, bei der Arbeit und Produktion motivierende pädagogische Mittel sind. Ihr Ziel ist es, "benachteiligte" Jugendliche, die diese Schule freiwillig besuchen, zu befähigen, in ihnen gemäßen Formen zu leben, zu arbeiten und zu lernen. In der Regel sind die SchülerInnen, für die das bestehende Schulwesen oftmals ungeeignet ist, auf dem Arbeitsmarkt gescheitert, weil sie psychisch und fachlich nicht mithalten konnten. Sie müssen wieder lernen, daß auch sie noch die Fähigkeit zum Lernen besitzen. Die Arbeitszeit orientiert sich am üblichen Arbeitsalltag, die Einteilung in einen 45-Minuten-Takt entfällt, die Produkte und Dienstleistungen sind marktfähig, um das Vertrauen der SchülerInnen in die eigene Leistung wiederherzustellen. Dieses Konzept muß insbesondere auf Mädchen, die oft traditionelle weibliche Verhaltensmuster und Normen verinnerlicht haben, zugeschnitten werden.
Auch auf die Bedürfnisse ausländischer Jungendlicher, die auf Grund von sozialen, Bildungs- und Sprachproblemen mehrfach benachteiligt sind und am unteren Ende des Schulsystems stehen, muß durch spezielle Angebote und Hilfen Rücksicht genommen werden. Zu finanzieren wäre die Produktionsschule als Modell in Zusammenarbeit mit der Arbeitsverwaltung, der Stadt und dem Land Bayern.

Schule und Bildung

Junge Menschen wachsen heute in einer sich sehr schnell verändernden Welt auf. Gerade weil niemand sagen kann, was sich in den nächsten Jahren, im nächsten Jahrzehnten verändern wird, welche Werte und Fähigkeiten (noch) Bedeutung haben werden, muß im Zentrum der pädagogischen Anstrengung die individuelle Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen stehen. Bildung muß sich verstehen als Recht und Hilfe zur Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit.
Deshalb ist das Ziel der Schul- und Jugendpolitik von Bündnis 90/DIE GRÜNEN die maximal mögliche Förderung der jungen Menschen zu eigenständigen, eigenverantwortlichen selbstbewußten Persönlichkeiten mit sozialer Kompetentenz. Dieses Ziel muß auf allen von der Stadt München beeinflußten Ebenen verfolgt werden; sie könnte damit an eine gute Tradition als führende Schulstadt anknüpfen.
Der Strukturwandel unserer Gesellschaft kann nicht ohne Auswirkungen bleiben für Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen fühlen sich von den gesellschaftlichen Veränderungen verunsichert und in ihrer Zukunftsperspektive bedroht. Besonders für die Großstädte und damit auch für München gilt:
  • Wegen der hohen Belastungen durch die enormen Mieten und Lebenshaltungskosten sind gerade Eltern mit kleinen umd mittleren Einkommen häufig gezwungen, zu zweit erwerbstätig zu sein. Viele Kinder wachsen als Einzelkinder und/oder mit einem allein erziehenden Elternteil auf.
  • Der Verlust von Identität, die früher mit der beginnenden eigenen beruflichen Tätigkeit der Jugendlichen, mit den elterlichen Berufen und den jeweiligen sozialen Einbindungen verbunden waren, führt oft zu Orientierungslosigkeit, zu einem weitgehenden Verlust eigener  Werttraditionen (....seit 3 Generationen daheim ein Metzgergeschäft, ....schon  der Großvater Gewerkschafter usw.). Als einzig verbindlicher Wert bleiben heute oft nur die Statussymbole, die dann häufig noch nicht einmal erreichbar sind.
  • Außerfamiliäre Einrichtungen wie Kirchen, Verbände und Gewerkschaft(sjugend) haben einen gravierenden Bedeutungsverlust erfahren.
  • Der ungeheuere Medienkonsum führt zur Festsetzung bestimmter, vereinfachter Lebensmodelle und zunehmender sozialer Inkompetenz.
Die Folgen davon sind unterschiedlich. Die Extreme reichen von völliger Anpassung, Konsumfixiertheit, Haß und Gewalt , über eine Art Selbsthilfe durch Bildung von Cliquen und Gangs bis hin zur Autodestruktion - wahlloser Gebrauch von leicht verfügbaren legalen und illegalen Drogen mit den Begleiterscheinungen Kleinkriminalität, Prostitution und Verwahrlosung.
Dieser veränderten Situation ist die bisherige Schul- aber auch die außerschulische Kinder- und Jugendpolitik nicht oder nur kaum gewachsen. Wir setzen uns deshalb dafür ein, daß für die Landeshauptstadt München ein umfassendes, innovatives kinder-/jugend- und bildungspolitisches Gesamtkonzept erstellt und realisiert wird, welches unterschiedlichen Lebenssituationen, Erwartungen und Hoffnungen der in dieser Stadt lebenden Kindern und Jugendlichen gerecht wird. Voraussetzung für ein solches Konzept ist, daß die neuen und bereits bestehenden sozialen und schulischen Einrichtungen inhaltlich und organisatorisch zusammenarbeiten.

Städtische Schulen

Bündnis 90/DIE GRÜNEN sprechen sich ausdrücklich auch aus gesellschaftspolitischen Gründen für den Bestand eines leistungsfähigen kommunalen Schulwesens aus und sehen in der Arbeit des Pädagogischen Institutes der Stadt gute Voraussetzungen für notwendige Veränderungsprozesse.
Bündnis 90/DIE GRÜNEN verfolgen im Bereich Schulen im Rahmen der städtischen Kompetenzen und des pädagogischen Gesamtkonzeptes folgende Ziele:
  • Förderung der Schulsozialarbeit
  • Vernetzung zwischen den Schulen und den Trägern relevanter außerschulischer Bildungsarbeit
  • Förderung interkultureller pädagogischer Ansätze und Vorhaben
  • Förderung von Unterrichtsvorhaben zu Ökologie und Dritte-Welt-Problemen
  • Den städtischen Schulen wird jährlich ein Terminvorschlag vom Stadtrat gemacht, bezüglich eines Münchner Schulumwelttages. Damit soll für die SchülerInnen ein öffentlichkeitswirksames Forum geschaffen werden, ihre ökologischen Zukunftsvorstellungen gebündelt den Münchner BürgerInnen vorzustellen.
  • Getrennter Unterricht von Mädchen und Jungen, wo dies pädagogisch sinnvoll ist (differenzierte Kooedukation)
  • Förderung des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen
  • Ausbau des schulischen Angebotes für ausbildungslose, berufsschulpflichtige Jugendliche
  • Verlagerung von Kompetenzen vom bisherigen Schulreferat an die Schulen
  • Budgetrechtsverlagerungen an die Schulen, um damit Voraussetzungen zu schaffen für die individuelle Profilbildung der einzelnen Schulen
  • Wahl der InhaberInnen von Leitungsfunktionen auf Zeit
  • Neueinstellungen von jungen Lehrkräften als dringend nötige Maßnahme gegen die "Vergreisung" der Kollegien
  • Verläßliche Betreuungszeiten an den Schulen für die Kinder bis 14.00 Uhr
  • Erhalt und Ausbau der Gesamtschule und  Orientierungsstufe
Bündnis 90/DIE GRÜNEN wünschen zum Wohl der Kinder und Jugendlichen Lebendigkeit und Vielfalt im Bildungswesen. Reformschulen privater Träger wie Montessori- oder Waldorfschulen können diese  Pluralität durch zusätzliche Angebote begünstigen. Diese Schulen wollen wir nachrangig zum zuständigen Freistaat im Rahmen der städtischen Möglichkeiten fördern.

Erwachsenenbildung 

Erwachsenenbildung hat die Aufgabe das lebenslange Lernen zu unterstützen. Dieses wird heute um so wichtiger, da Veränderungen in der Struktur der Arbeitswelt sowie technische Neuerungen immer schneller vonstatten gehen. Den unterschiedlichen Einrichtungen der Erwachsenenbildung kommt bei der Erfüllung der sich verändernden Aufgaben eine wichtige Rolle zu.
Die Landeshauptstadt München hält mit den Schulen des zweiten Bildungsweges und über die Volkshochschule wichtige Instrumente zur Qualifizierung bereit. Bündnis 90/DIE GRÜNEN unterstützen dies und sehen diese Arbeit auch als konsequente Fortsetzung des Engagements der Stadt, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bildungsabschlüsse zu ermöglichen bzw. diese nachträglich erwerben zu können.
Die Schulen sowie die Kurse der Volkshochschule sind im kinder-/jugend- und bildungspolitischen Gesamtkonzept angemessen zu berücksichtigen. Dabei ist auf die sich erheblich verändernde soziale und nationale Zusammensetzung der Schülerschaft mit speziellen pädagogischen Konzepten und Betreuungsmaßnahmen zu reagieren.

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