GesundheitBündnis 90/DIE GRÜNEN gehen von einem ganzheitlichen Gesundheitsbegriff aus.Deshalb treten wir dafür ein, daß bei allen Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge und -versorgung der ganze Mensch in seinen Bezügen zur physikalischen und sozialen Umwelt gesehen wird. Die Lebensbedingungen müssen so gestaltet werden, daß Frauen und Männer sich persönlich und sozial entfalten können und keinen vermeidbaren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden. Was haben wir seit 1990 erreicht?
Gesundheitsvorsorge und GesundheitsförderungDie Stadtplanung, einschließlich Grün- und Verkehrsplanung, muß auf die Erfüllung der sozialen und gesundheitlichen Grundbedürfnisse der Menschen ausgerichtet sein. Wohnungen, Wohnumfeld und öffentlicher Raum müssen so gestaltet sein, daß Kommunikation und sinnvolle Betätigung möglich sind. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Kfz-Verkehrs sind zu minimieren. Besonders an hochbelasteten Straßen sind Maßnahmen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs zu treffen.Die Möglichkeit der Mitgestaltung für die BürgerInnen ist in allen Lebensbereichen erforderlich, um diese Grundbedürfnisse zu artikulieren und ihre Erfüllung durchzusetzen. Partizipation führt zu mehr sozialer und gesundheitlicher Verantwortung und damit zu einer Stärkung der psychischen und physischen Gesundheit. Gesundheitsvorsorge muß dezentral in den Stadtteilen, in Schulen und Kindergärten stattfinden. Wir wollen Stadtteil-Gesundheitszentren, die ganzheitliche Gesundheitsvorsorge betreiben, d.h. auch die soziale und umweltbedingte Lebenssituation der Menschen bei allen Maßnahmen mit berücksichtigen. Deshalb halten wir drei weitere stadtteilorientierte Gesundheitsberatungsangebote - evtl. auch in freier Trägerschaft - in Anlehnung an das Konzept der Gesundheitsberatungsstelle Hasenbergl-Nord für notwendig. Bei allen Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge sind die besonderen Problemlagen von Frauen und AusländerInnen besonders zu berücksichtigen. Im Bereich der Suchthilfe kommt der (Primär-) Prävention besonderes Gewicht zu. Wir fordern eine engere Verzahnung des städtischen Präventionszentrums mit den mit Suchtfolgen befaßten Einrichtungen (Krankenkassen, Kassenärztliche Vereinigung, Schulen, Jugendamt usw.). Selbsthilfe ist ein wesentliches Element der Gesundheitsvorsorge und der Rehabilitation. Die städtische Selbsthilfe-Förderung muß erhalten und ausgebaut werden. Krankenkassen, Freistaat und der Bezirk Oberbayern werden aufgefordert, sich stärker an der Unterstützung von Selbsthilfegruppen zu beteiligen und die Orientierung weiterer Selbsthilfeformen zu fördern. Was wollen wir in der neuen Amtsperiode des Stadtrats durchsetzen ?Bündnis 90/Die GRÜNEN wollen die Gesundheitsversorgung nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht nach denen der AnbieterInnen (ÄrztInnen, Krankenhausträger etc.) orientieren. Neben Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit werden wir Bedarfsüberlegungen stärker in den Vordergrund stellen.Wir fordern deshalb:
Moderne und bürgernahe Gesundheitsdienste:Bündnis 90/DIE GRÜNEN setzen sich für die Kommunalisierung des öffentlichen Gesundheitsdienstes ein. Der öffentliche Gesundheitsdienst muß sich inhaltlich und organisatorisch weiterentwickeln. Das Gesundheitsamt alter Prägung ist überzuführen in einen modernen Dienstleistungsbetrieb. Die Beschränkung der ÄrztInnen des öffentlichen Gesundheitsdienstes auf rein beratende Tätigkeiten ist zu Gunsten der kassenärztlichen Abrechnung für bestimmte Leistungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes aufzuheben. Gleichzeitig ist aber auch die Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung zu intensivieren.Dazu fordern wir:
Hilfen für psychisch KrankeIm Bereich der Hilfen für psychisch Kranke hat sich in den letzten 10 Jahren einiges verbessert. Psychisch Kranke sollen soweit wie möglich in der Gesellschaft integriert bleiben und nicht in Großkrankenhäusern untergebracht werden. Die GRÜNEN treten für die Gleichstellung psychisch und somatisch Kranker ein. Psychiatrieerfahrene haben sich in den letzten Jahren zunehmend besser organisiert. Diese Selbstorganisation gilt es weiter zu stärken.Wir fordern deshalb
SuchtBesonders in Bayern und in München steigt die Zahl der Drogentoten. Bei unseren Kindern und Jugendlichen nimmt der Gebrauch von Drogen zu, die Zahl der ErstverbraucherInnen steigt bedrohlich.Gleichzeitig vergrößert sich die soziale, gesundheitliche und materielle Verelendung von DrogengebraucherInnen zusehends. In den Gefängnissen sitzen junge Betäubungsmittel-StraftäterInnen, nicht die großen Drogenbosse, sondern KonsumentInnen, die sich ihren Drogengebrauch mit dem Kleinsthandel sichern müssen. Nur eine geringe Zahl der DrogengebraucherInnen schafft es pro Jahr durch therapeutische Bemühungen Abstinenz zu erreichen. Die Behandlungskonzepte die allein auf Abstinenz abzielen, können daher die Lebensverhältnisse für die Mehrzahl der DrogengebraucherInnen in absehbarer Zeit nicht positiv beeinflussen. Wir müssen uns daher darauf einstellen, daß kurzfristig nur eine geringe Anzahl der DrogengebraucherInnen eine drogenfreies Leben einschlagen wird. Das Ziel einer drogenfreien Gesellschaft ist eine Utopie, die lediglich einer ordnungspolitischen Wunschvorstellung gehorcht. Die offizielle Drogenpolitik mit ihrer Fixierung auf die totale Abstinenz von Suchtmitteln ist gescheitert. Die massiven Eingriffe der Ordnungspolitik in die Lebens- und Versorgungsumstände von DrogengebraucherInnen tragen entscheidend zu deren Verelendung, Schädigung und Lebensbedrohung bei. Das herrschende Drogenelend ist in Wahrheit das Elend der herrschenden Drogenpolitik. Ziel bündnisgrüner Politik ist es deshalb, daß Menschen die Gefahren aller Rauschmittel kennen, und damit so umgehen können, daß sie nicht süchtig werden oder schwere psychische und physische Schäden erleiden Statt offener Drogenszene niederschwellige AngeboteEine GRÜNE Drogenpolitik auf kommunaler Ebene hat dem Umstand Rechnung zu tragen, daß insbesondere den jungen DrogengebraucherInnen ohne Vorurteile und Kontrolle Hilfseinrichtungen zur Verfügung stehen müssen. Dabei muß den jeweiligen Besonderheiten der Abhängigkeit von legalen oder illegalen, harten oder weichen Drogen Rechnung getragen werden. Auch Drogen, an denen der Staat eifrig mitverdient (Zigaretten, Alkohol) machen süchtig!Kontaktläden und FixerstubenSinn und Zweck dieser Einrichtungen soll es sein, den DrogengebraucherInnen als Anlaufstelle zu dienen, in denen sie u.a. unter hygienischen einwandfreien Bedingungen sich spritzen (mit Spritzentausch), sich ärztlich versorgen lassen, sich selbst und ihre Wäsche reinigen können. Diese Einrichtungen sollen dabei nicht Orte des Handelns von Drogen, sondern vielmehr der Kommunikation sein.In Absprache mit den Strafverfolgungsbehörden werden diese Einrichtungen frei von staatlicher Repression gegen Drogenbesitz gehalten, damit den DrogengebraucherInnen ein Lebens- und Hilfsraum frei von Angst und Verfolgung angeboten werden kann. Alternativen zur ObdachlosigkeitDiese Einrichtungen haben in ausreichender Zahl auch Betten vorzuhalten als Alternative zur Obdachlosigkeit. Notschlafstellen müssen durch kooperierende Wohnheime bzw. Wohngemeinschaften ergänzt werden. Dabei ist verstärkt auf Wohnangebote für alleinstehende Frauen und solchen mit Kindern zu achten.AusbildungIn den Schulen und Arbeitsämtern müssen für DrogengebraucherInnen zugeschnittene Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten ergänzt werden, so daß die großen Ausbildungsdefizite möglichst beseitigt werden.ArbeitsplatzangeboteStädtische Aufträge und Arbeitsplatzangebote sollen in Abstimmung mit betreuten Arbeitsprojekten schließlich allen Drogenabhängigen den Übergang in ein Berufsleben erleichtern und langfristig die Kommune von vermeidbaren Sozialleistungen entlasten. Die Integration in die Arbeitswelt ist zudem für die Langzeitprognose und die soziale Stabilisierung von DrogengebraucherInnen oft entscheidende Basis für einen allgemeinen Aufwärtstrend.StreetworkNeben diesen zweckgebundenen Drogenhilfsangeboten soll nach den Vorstellungen grüner Drogenpolitik auch eine aufsuchende Drogenarbeit und die Gewährung von existentieller Lebenshilfe zur Überwindung von besonderen sozialen Notlagen verstärkt eingesetzt werden. Dies bedingt in der Praxis einen verstärkten Einsatz von Streetworkern.SubstitutionBündnis 90/DIE GRÜNEN fordern ein breit angelegtes Substitutionsprogramm. Substituierende Maßnahmen sind gesundheitsstabilIsierende und lebenserhaltende Behandlungsmöglichkeiten. Sie eröffnen die Chance, Betroffenen einen Weg aus dem Szeneleben zu ebnen, sich sozial zu (re)integrieren, sich psychisch und physisch zu stabilisieren und ein menschenwürdiges Leben zu führen. Wir streben an, daß München sich den Initiativen von Frankfurt und Hamburg für die konrollierte Vergabe von Heroin in besonders problematischen Fällen anschließt.DesignerdrogenWeiter fordern wir Bündnis 90/DIE GRÜNEN eine Beratungsstelle zur Analyse von und Aufklärung über Straßendrogen, insbesondere für Designerdrogen, wie z.B. Ekstasy, um den Reinheitsgehalt der Drogen in beratender Weise zu überwachen und über Gefahren bei deren Anwendung aufzuklären.NichtraucherInnenschutz
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