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Carsten Kuhlmann GAL Hamburg Landesschatzmeister
Tel.: 0172/4002319
c.kuhlmann@hamburg.gruene.de


OFFENER BRIEF an Dietmar Rieth


Vom unumkehrbaren Atomausstieg zum unumkehrbaren Sieg


Lieber Dietmar,

besonders häufig waren wir in der Vergangenheit nicht einer Meinung, aber ich habe Deine Argumente zumindest immer sehr ernst nehmen können, weil ich Dich als versierten Energiepolitiker schätze. Angesichts des Schreibens, Guido und Du vorgelegt habt, fällt mir das nicht mehr so leicht. Bezeichnenderweise gehst Du auf den Text der Konsensvereinbarungen
nicht mehr ein, ich kann mir vorstellen, dass sich dabei sogar Dein Magen umdrehen würde. Nein, Du argumentierts mit Psychologie:

"...Die Energiewirtschaft verabschiedet sich im Konsens mit der politischen Mehrheit des Deutschen Bundestages vom atomaren Mittelalter und macht somit selbst den Weg frei für eine nachhaltige Energiezukunft. Das Energiesparen, die effiziente Energienutzung und der Einstieg ins Solarzeitalter bestimmen ab sofort die Tagesordnungen der Vorstände in den
Energiekonzernen..."

Meinst Du das ernst?

Hast Du Dir die -in der Tat psychologisch mitbestimmten - Aktienkurse der EVU am Tag danach angesehen? Hast Du die Reaktionen von Kuhnt und Co. überhört? Glaubst Du ernsthaft, dass dieser Konsens die Tagesornungen der deutschen EVU durcheinanderbringen? Ist Deiner Meinung nach irgendetwas in diesem Konsenspapier geeignet, den sowieso seit Jahren aus
wirtschaftlichen Gründen anstehenden Ausstieg (alte grüne These, mein Freund) zu beschleunigen?

Und wie sehr muss sich ein gestandener Energiepolitiker wie Du verbiegen, um folgenden Satz zusammenzuschreiben:

"...Der jetzt bevorstehende Abriß der Atomanlage am Mittelrhein ist ein Sieg der GRÜNEN, BürgerInneninitiativen und am Ende der Kommunen vor Ort. Die Landesregierung in Mainz hat lediglich noch vollzogen was seit mehr als 25 Jahren durch einen konsequenten Kampf von unserer Seite vorbereitet war. Deshalb ist das AUS für Mülheim-Kärlich unumkehrbar ein Sieg von GRÜNEN, BI´s und Kommunen, nicht aber der SPD Umweltministerin..."

Wir hatten da als Grüne mal eine sehr starke Position, ich erinnere mich, dass Du sie für den BDK-Beschluss in Karlsruhe massgeblich mit gestaltest hast. Und schon wieder tauchen Fragen auf: Ist Dir entgangen, dass Mühlheim-Kärlich entgegen der klaren Position der Partei nicht von den GRÜNEBN oder den BIs niedergekämpft wurde, sondern dass wir uns eine
Zustimmung zur Stilllegung mit weiteren 107.250.000.000 kWh Atomstrom erkauft haben? Ist das grüne Politik, vor der eigenen Haustür den Dreck wegzuhaben und dafür an anderen Standorten weitere Betriebsjahre zuzulassen? Mühlheim-Kärlich war ein Geister-AKW, jetzt ist es wieder in Krümmel, in Biblis, in Brokdorf oder anderswo bittere Realität.

Es freut mich wenigstens, dass Ihr am Ende Tacheles redet:
"... Machen wir den Weg frei für eine Diskussion über die Zukunft der Energiewirtschaft ohne Atomstrom und halten wir nicht länger an der Vergangenheit fest, die atomaren Hinterlassenschaften des 20. Jahrhunderts werden uns eh noch lange genug erhalten bleiben und zwar unabhängig von der Laufzeit der AKW´s !"

---- unabhängig von der Laufzeit der AKW´s.
---- unabhängig von der Laufzeit der AKW´s.
---- unabhängig von der Laufzeit der AKW´s.

Wozu dann die ganze Aufregung ?

Viele Grüße,
Carsten

P.S.: Ich habe übrigens nichts gegen unsere Vergangenheit. Gegenwärtig gefällt sie mit deutlich besser als unsere zu erwartende Zukunft.

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