Erklärung der Abgeordneten Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung nicht zu, An der Notwendigkeit einer Entwaffnung der UCK haben wir
keinen Zweifel, aber mit diesem Mandat wird sie nicht effektiv vollzogen.
Eben dies ist aber Voraussetzung für die Erfolgschancen des politischen
Prozesses, der implementiert werden soll - dabei geht es nicht um kleinlich-akribische
Aufrechnereien, sondern um das politische Verhältnis zur UCK und
damit einen der entscheidenden Punkte für die Chancen zur Deeskalation
in der Region. Das Risiko, dass die NATO in diesem Einsatz durch die UCK für ihre Interessen instrumentalisiert werden kann, ist hoch. Zum einen wird durch die NATO-Präsenz praktisch eine Demarkationslinie zwischen Mehrheits- und Minderheitsgebieten markiert - wenn es der UCK zur Zeit nicht möglich ist, die Grenzen zu verschieben, werden sie auf diese Weise zumindest sichtbar. Damit besteht die Gefahr, dass mit einem Einsatz, der das Ziel des Erhalts der territorialen Integrität Mazedoniens formuliert, diese praktisch infrage gestellt werden kann. Zum andern hat die UCK bekanntermaßen ein Interesse daran, die NATO längerfristig im Land zu halten - ihre Möglichkeiten, die Situation jederzeit wieder zu eskalieren, können der NATO große Probleme bereiten. Das Scheitern einer Aktion einzugestehen, den damit verbundenen Gesichtsverlust in Kauf zu nehmen, könnte gerade bei der ersten NATO-Aktion unter europäischem Oberbefehl schwer halten. Schon jetzt wird in der Öffentlichkeit über ein Folgemandat diskutiert, da kaum jemand die 30-Tage-Beschränkung für realistisch hält, insbesondere nachdem der Einsatz in Bosnien bereits seit sechs Jahren und der Einsatz im Kosovo seit zwei Jahren andauert. Als ParlamentarierInnen stehen wir vor einer Situation, in der wir über einen Einsatz abstimmen sollen, dessen ggf. weitreichende Implikationen nicht klar sind, sondern lediglich klar ist, dass es sie gibt. Dazu können wir unsere Zustimmung nicht geben. Wir halten die NATO nicht für die richtige Institution, um Entwaffnung, Begleitung politischer Deeskalationsprozesse und Peace-Keeping durchzuführen. Stattdessen halten wir die Stärkung der UNO für dringend geboten. Wir sind weiterhin der Meinung, dass derartige Militäreinsätze auch eines formalen UN-Mandats bedürfen. Militär ist in den letzten Jahren immer selbstverständlicheres Mittel auch der bundesdeutschen Politik geworden. Während die Militärausgaben dafür steigen, fehlt es an den entsprechenden Mitteln für den sozialen und wirtschaftlichen Aufbau ziviler Strukturen in der Region. Dies halten wir für falsch. |