Bündnis 90 / Die Grünen Bundestagsfraktion Bundesvorstand
13.09.01
Entsetzen, Abscheu und Trauer sind groß angesichts der brutalen Anschläge in den USA. Vor allem den vielen Opfern und ihren Angehörigen gilt unser ganzes Mitgefühl. Wir erschre-cken auch vor der Erkenntnis, dass es keinen wirklichen Schutz gibt gegen Terroranschläge. Es ist Zufall, man kann es auch Schicksal nennen, welche Menschen von einem Terroran-schlag getroffen werden. Hautfarbe, gesellschaftliche Stellung, Ämter oder politische Gesin-nung spielen dabei keine Rolle. Die Waffen des Terrors machen keinen Unterschied. Zu dem Entsetzen und der Trauer kommt jetzt die Sorge um den Frieden hinzu. Die Nato hat den Bündnisfall festgestellt. Die USA haben bereits Vergeltungsschläge angekündigt gegen Länder, die Terroristen beherbergen die in die Attentate verwickelt sind, oder diese finanziell oder anderweitig unterstützen. Und Schuldige werden gefunden werden müssen, das ver-langt schon das amerikanische Selbstbewusstsein. Auch von Deutschland wird Amerika Un-terstützung erwarten. Der Bundeskanzler redet von einer Kriegserklärung an die zivilisierte Welt (sind damit die reichen Industrieländer gemeint) und davon, dass Amerika jegliche Art von Beistand erhalten soll. Auch von Grüner Seite wurde uneingeschränkte Solidarität ver-kündet. Wir bitten Euch dringend, lasst Euch nicht in einen Vergeltungskrieg
ziehen. Vergel-tungsschläge werden keines der vielen Opfer wieder
lebendig oder gesund machen. Wir bitten Euch eindringlich, sagt nein zu militärischen
Vergeltungsschlägen. Dieser 11. September wird die Welt verändern, darüber besteht breite Einmütigkeit. Die Welt darf aber nicht erneut in Krieg und Gewalt versinken. Um den Terrorismus wirksam zu be-kämpfen müssen Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und Armut bekämpft und Demokratie, Menschenrechte und soziale Sicherheit gestärkt werden. Hierzu sind Waffengewalt und Mili-tär nicht sonderlich geeignet. Diese schrecklichen Ereignisse müssen endlich zu einem Umdenken in der Politik führen. Nicht militärische Stärke und Gewalt können die Konflikte lösen und den Terror verhindern. Notwendig ist eine Politik, die den Menschen in der ganzen Welt ein menschenwürdiges Le-ben ermöglicht und ihnen eine Zukunftsperspektive vermittelt. Die den Menschen die Chance gibt, durch Arbeit ihre Existenz zu sichern und Gerechtigkeit schaffen kann. Eine Politik, die soziale und ökonomische Ungleichheiten vermindert, die Demokratie und Menschenrechte unterstützt, Unterdrückung und Ausbeutung sanktioniert und die Armut bekämpft. Wir hoffen, dass aus der Trauer und dem Entsetzen die Erkenntnis erwächst, die zu einem solchen Um-denken in der Politik führt. In großer Sorge grüßt Euch |