03. Juni 1999.
Sehr geehrter Leser und sehr geehrte Leserin!
Tschernomyrdin und Ahtisaari haben heute die Zustimmung Belgrads zu
einem Friedensplan bekommen, der westlichen Vorstellungen entspricht.
In den gleichen Nachrichten war zu erfahren, dass trotzdem die NATO
die Bombardements fortsetzt. Ein Grund fuer mich meine Kosovo-
Homepage weiterhin bekannt zu machen:

Widerhall Nr. 6 ist im weltweiten Internet plaziert und zwar unter der Adresse

1.Teil = http://home.t-online.de/home/karl-heinz.heubaum/kosovo.htm
und
2.Teil= http://home.t-online.de/home/karl-heinz.heubaum/kosovo-2.htm

Es werden "nur" die Themen Kosovo-Krieg und Lafontaines schmaehliche
Flucht aus der politischen Verantwortung behandelt. Über rege Besuche
und Kommentare - kritische wie zustimmende - wuerde ich mich sehr freuen.
Hier schon einmal eine Leseprobe (wegen der Spaltung unseres Volkes bei
diesem Thema kommen im Widerhall Nr. 6 auch Fürsprecher der
Bombardements zu Wort; jedoch ist auch zu bedenken, für die Bundesrepu-
blick bedeutet die Bomberei täglich Kosten von fünf Millionen DM - nach
einer Bundeswehrstudie):

Bundespräsident Herzog im SPIEGEL v. 5. April 99 auf die Frage, ob die
Bombenangriffe tatsaechlich zweckmaessig sind: "...Wenn die Einsaetze im
Kosovo dazu fuehren, dass Massenmorde und sogenannte ethnische Saeu-
berungen dadurch behindert oder unmoeglich gemacht werden, dann ist
ihre Zweckmaessigkeit nicht zu bestreiten." - Nicht einem einzigen Koso-
vo-Albaner wurde bis heute durch diese schon sieben Wochen
andauernde Bomberei geholfen. Ganz im Gegenteil: Ich moechte nicht
wissen, wieviel Kosovaner durch Bomben auf Pristina und das uebrige
Kosovo direkt getoetet wurden. Und nach wie vor werden Ziele in Monte-
negro zerbombt (z. B. am 7. Apr., mit mindestens 12 getoeteten Zivilisten),
obwohl dieser kleine Staat in Opposition zu Belgrad steht und sich dem
Westen geoeffnet hat. Mit zunehmender Dauer des Balkan-Krieges besteht
die Gefahr der Ausweitung zu einem neuen Weltbrand. Am 9. Apr. wurden
Moskauer Atomraketen-Drohungen laut und Jelzin erklaerte, nicht hinnehmen
zu koennen, wenn im Kosovo ein Nato-Protektorat eingerichtet wuerde.
Dementis machen die Ankuendigungen nicht harmloser.

***
Sinngemaess gleichlautende offene Briefe sind an Minister Joschka Fischer
und Rudolf Scharping geschickt worden, sowie an die Parteivorstaende der
SPD und Buendnis90/Gruene (Der Text ist auch als Leserbrief im Osnabrük-
ker Sonntagsblatt Nr. 15/1999 erschienen). Aufgrund des mehrwöchigen
Bombardements - das inzwischen eindeutig ohne Rücksicht auf die Zivilbe-
völkerung in ganz Jugoslawiens erfolgt - würde ich heute wesentlich
schärfer formulieren:

den 29. 03. 1999.
Offener Brief !
Herrn Bundeskanzler
Gerhard Schroeder
Adenauer Allee 141
53113 Bonn

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Schroeder,
obwohl voelkerrechtlich nicht abgedeckt, kann man eventuell nachvollziehen,
dass die NATO und mit ihr deutsche Kampfflugzeuge militaerische Ziele in
Serbien mit Bomben belegen. Ich weiss auch nicht, wie anders dem
Verbrecher Milosevic beizukommen ist. Nebenbei gesagt, wird durch das
selbstherrliche Vorgehen der NATO und der USA unter Ausschaltung der
UNO eben diese UNO immer mehr zur Lachnummer!

Wie erwaehnt, es kann noch - allerdings mit Muehe - nachvollzogen
werden, dass Serbien das Ziel der NATO-Bomben ist. Aber ganz anders
verhaelt es sich, wenn Einrichtungen in Montenegro bombardiert
werden und zwar auch von deutschen Tornados. Das ist nicht nur
ein "unfreundlicher Akt" gegenueber einem Land, das sich bereits gegenueber
dem Westen geoeffnet hat und sich von Milosevic distanziert. Nein, das ist
konsequent gesehen eine voelkerrechtswidrige Aggression gegen ein klei-
nes Land, das fuer uns und die NATO nie eine Bedrohung war. Obwohl
der Vergleich hinken mag, neige ich dazu diese Aggression mit den Ueber-
faellen der Hitler-Truppen zu vergleichen und mit angloamerikanischen
Bombardements auf deutsche Städte wie z.B. Lübeck und Dresden.

Wieder einmal geht ein Krieg vom deutschen Boden aus gegen ein kleines
Land wie Montenegro, einem Land von dem keine Verstoesse gegen sog.
Menschenrechte bekannt geworden sind. Sehen so die Friedensmissionen
der neuen rotgruenen Bundesregierung aus? Hier saet die deutsche Bundes-
regierung Hass und wird Hass ernten. Obwohl ich Ihrer Regierung
bei der letzten Bundestagswahl meine Stimme gegeben habe, protestiere ich
aufs schaerfste gegen die Bombardiererei Montenegros. Ich bringe hiermit
zum Ausdruck, dass ich mich zutiefst schaeme fuer die Handlungsweise
der Bundesregierung, mit der angeblich eine sog. "Humanitaere Katastrophe"
verhindert werden soll, eine solche in Wahrheit nur gefoerdert wird.

Gleichzeitig protestiere scharf gegen Pläne und Ueberlegungen deutsche
Bodentruppen in diesem wahnsinnigen Krieg im Kosovo einzusetzen.
Koennen Sie den mehrfachen Tod deutscher Soldaten im Kosovo auf
Ihr Gewissen nehmen?

Mit Gruss, karl-heinz heubaum

PS: Ich schliesse mich den Worten des Herrn Fuhs an, der in seinem
Osnabruecker Sonntagsblatt schreibt: "...Vor zwanzig Jahren fuer die
antiautoritaere Erziehung (und fuer den Austritt aus der NATO. -heubaum)
auf die Strasse gehen und jetzt deutsche Kampfjets einem souveraenen Land
Europas klar machen zu lassen, welchen Vertrag es zu unterschreiben hat.
Lernfaehigkeit, politische Flexibilitaet, Wendehals - oder wie soll man das
bezeichnen?" Norbert Fuhs.
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Dies ist eine eMail von Karl-Heinz Heubaum
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