Offener Brief Zur Kosovo-Krise
Dipl. Ing. Thomas Bartsch
Email: Thomas.Bartsch@t-online.de
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, Sehr geehrter Herr Außenminister,
leider muß ich feststellen, dass der Kosovo-Krieg immer noch anhält. Im folgenden möchte ich Ihnen ein Paar Gedanken meinerseits mitteilen. Zunächst ein kleiner Rückblick und dann ein Paar Aussichten.
Rückblick Bosnien
· Milosevic und Jugoslawien vertreiben Kroaten und Moslems aus Bosnien
· NATO greift nicht ein
· Massaker und sonstige Menschenrechtsverletzungen werden durch Serben
an Kroaten und vorallem an Moslems ausgeübt.
· NATO greift nicht ein, nimmt aber Flüchtlinge auf.
· Nach Druck der UNO und der NATO kommt es zu einem Friedensvertrag.
· UNO entsendet Soldaten zur Überwachung des Vertrages nach Bosnien,
auch unter Beteiligung Rußlands.
· Bis Heute halten sich Serben an den Vertrag, Flüchtlinge können
wieder zurückkehren.
Kosovo
· Verhandlungen zwischen NATO, Kosovo-Albanern, Kosovo-Kontaktgruppe
und Serben scheitern.
· NATO entschließt sich zu Luftangriffen auf Jugoslawien und den
Kosovo ohne im Besitz eines UNO-Mandats zu sein.
· Rußland spricht sich gegen die Angriffe aus
Ergebnis
· Kosovo-Albaner werden durch die Serben vertrieben. Trotz Luftangriffe
oder gerade deshalb geschehen auch Massaker an den Kosovo-Albanern.
· NATO hatte keine Maßnahmen oder Unterstützungen geplant
für die Nachbarstaaten, die die Flüchtlinge aufnehmen müssen.
· Aus diesem Grund läuft die Unterstützung und die Hilfe sehr
unkoordiniert und zu spät an.
· Luftangriffe zeigen nur insoweit Wirkung, dass die Fronten sich immer
weiter verhärten.
· Es kommt zu Gedankenspielen Bodentruppen einzusetzen, was von russischer
Seite entschieden abgelehnt wird.
Was haben die NATO-Staaten erreicht?
Die Vertreibung der Kosovo-Albaner, und Massaker an Ihnen konnten nicht verhindert
werden, im Gegenteil.
Die Lage in den Nachbarstaaten Mazedonien, Albanien wird auch immer unübersichtlicher,
da es immer noch an einer entsprechenden humanitären Unterstützung
fehlt. Die NATO-Staaten geben Ihr Geld bisher lieber für Bomben aus.
Rußland denkt offen über einen dritten Weltkrieg nach.
Die NATO-Staaten haben also erreicht, dass wir kurz vor einem dritten Weltkrieg
stehen!!!!!
Was ist zu Tun?
1. Luftangriffe sofort einstellen.
2. Nachbarstaaten finanziell großzügig unterstützen, damit Flüchtlinge
gut versorgt werden können und die Staaten nicht noch instabiler werden.
3. Flüchtlinge auch in allen NATO-Staaten großzügig aufnehmen.
4. Gemeinsam mit Rußland und der UNO in Verhandlungen mit Milosevic treten.
5. Der UNO und der Völkergemeinschaft beweisen, dass Serbien/Jugoslawien
Menschenrecht und Völkerrecht verletzt.
6. Serbien/Jugoslawien durch die UNO verurteilen lassen und durch alle Staaten
boykottieren und vollkommen isolieren. Also jeglichen Handel Verkehr usw. zu
Jugoslawien einstellen und mit hohen finanziellen Strafen für die Industrie
und den Handel belegen.
7. Nachbarstaaten militärisch unterstützen, d. h. Präsenz zeigen,
damit Milosevic keinen weiteren Staat angreift und sieht dass er es in diesem
Falle mit der kompletten Völkergemeinschaft zu tun bekommt, auch mit Rußland.
8. Anklage gegen Milosevic am Gerichtshof in Den Haag erwirken.
9. Die UNO wieder zu dem machen, was sie war und fort entwickeln. Jeder Staat
muß sich vor der Völkergemeinschaft rechtfertigen, ausnahmslos. Es
darf auch keine privilegierten Staaten geben. Denn nur dann ist die UNO auch
ein sinnvolles Werkzeug. Auch die Großmächte dieser Erde müssen
sich dem Menschenrecht und Völkerrecht beugen.
Wurde wirklich im Vorfeld des Konfliktes alles versucht?
1. NATO und Rußland versuchten mit Milosevic ein Abkommen zu erarbeiten.
Dies scheiterte nach Langen und Zähen Verhandlungen.
2. Es wurde nicht versucht die UNO zu überzeugen, nach einer Abstimmungsniederlage,
liess man die UNO aussen vor. Völkerrecht wo bist du!!!!
3. Jugoslawien betrieb ohne Probleme bis kurz vor den Luftangriffen Handel mit
allen Staaten. Sogar die Lufthansa stellte erst kurz vor den Angriffen die Flüge
nach Belgrad ein.
4. Es fanden keine Vorbereitungen statt, die Flüchtlinge aus dem Kosovo
aufzunehmen, obwohl die Vertreibung schon längst begonnen hatte und das
Flüchtlingsdrama genau so zu erwarten war.
5. Die Nachbarstaaten wurden auch nur unzureichend unterstützt. Dies hat
sich bis Heute nicht geändert. Hier sollte man mal vergleichen, wieviel
Geld für einen Angriffstag und wieviel Geld täglich für die Hilfe
der Flüchtlinge und der Nachbarstaaten ausgegeben wird. Die Spenden der
Bevölkerung Europas müssen Sie da herausrechnen.
Welche Aussichten hat Europa für die Zukunft?
1. Einen weiteren Krieg in Europa, in ganz Europa. Da dürfte Europa wohl
ausgelöscht werden. Millionen von Toten. Wer hat da wohl Interesse dran?
2. Ein Europa, dass zurückkommt zum Völkerrecht, eine weiteren Weltkrieg
verhindert und sich gewaltfrei für die Lösungen von Konflikten gemeinsam
mit der UNO einsetzt und helfend auftritt.
Dies ist wohl der letztmögliche Versuch Europa vor der Katastrophe zu retten.
Ich denke wohl auch, dass nach Lektüre dieses Briefes die Aussage "Wir
haben alles versucht" hinfällig ist.
Kommt, Kommen Sie endlich auf den Boden der Vernunft zurück und tun Sie
Europa nicht das an, was Milosevic Jugoslawien schon angetan hat. Stoppen Sie
die NATO Luftangriffe auf Jugoslawien. Nicht kurzfristig sondern langfristig
Denken, Millionen von Europäern werden es Ihnen Danken. Leider ist dieser
Weg mit Opfern verbunden, aber man hat auch die Möglichkeit vielen zu Helfen
und von vielen Leid abzuwenden. Ein Mörder kann auch erst nach seiner Tat
bestraft werden und nicht schon davor, dass ist nunmal in einem Rechtsstaat
so.
Ich weise Sie nochmals daraufhin, Sie entscheiden hierbei über die Zukunft Europas. Stoppen Sie endlich diesen Wahnsinn! Übrigens in diesem Zusammenhang von Naivität zu sprechen, ist das Zeugnis von Überforderung und trägt nicht zur Lösung bei
In tiefer Sorge
Gez. Dipl. Ing. Thomas Bartsch