http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/nf/0,1518,16605,00.html
Vier Wochen nach seinem Ruecktritt liefert Oskar Lafontaine Gruende fuer seinen
ploetzlichen Abschied aus der Politik nach. Bei seiner Entscheidung haetten
auch Differenzen ueber die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg eine Rolle gespielt.
Der ehemalige Parteichef erinnerte Vertraute und Genossen daran, dass er es
gewesen sei, der
vor einem uebereilten Luftkrieg gegen den serbischen Diktator Slobodan Milosevic
gewarnt habe. Das Kabinett Schroeder, so fasste die konservative 'Frankfurter
Allgemeine' Lafontaines Kritik zusammen, sei "unvorbereitet und auf geradezu
unverantwortliche Weise" in den Kosovo-Konflikt geschlittert.
In vertraulichen Gespraechen wurde Lafontaine nach einem Bericht des Nachrichten-Magazins DER SPIEGEL noch deutlicher. Misstrauisch sei er schon im Oktober gewesen, als die neue Regierung von der Kohl-Mannschaft die Geschaefte uebernahm. Bei der Diskussion ueber den Nato-Einsatz ("activation order") sei von einer "Automatik" die Rede gewesen, falls der serbische Potentat nicht nachgebe. "Meine Herren, was heisst das?" habe er gefragt.
Tatsaechlich hatte Lafontaine nach Erinnerung anderer Minister auch bei der
Kabinettssitzung am 22. Februar zusaetzliche Details und eine weitere Debatte
verlangt: "Ich will genau wissen, was ich beschliesse." Schroeder
sperrte sich, bis Aussenminister Joschka Fischer sekundierte: Wegen der "grossen
Tragweite" sei eine zusaetzliche
Debatte durchaus "angemessen". Lafontaine stoerte sich auch daran,
dass Schroeder die nach dem Scheitern von Rambouillet noetige Zustimmung zum
Luftkrieg von seinen Ministern fernmuendlich einholen wollte: "Kriegseintritt
per Telefon das ist doch unmoeglich." Schroeder habe im Kabinett eingelenkt:
"Du hast recht." Der Ex-Parteichef, so erklaeren sich Kanzler-Vertraute
Lafontaines Erzaehlungen, wolle spaete Revanche an Gerhard Schroeder ueben.
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