Bonn, 09. April (dpa) - Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hält den Einsatz von Nato-Bodentruppen im Kosovo auf längere Sicht für nicht völlig ausgeschlossen. Auf die Frage, ob Bodentruppen auf Dauer nicht unausweichlich seien, sagte er am Donnerstag abend in der ZDF-Sendung »Was nun«: »Das weiß ich nicht. Das kann ich aus heutiger Sicht nicht entscheiden.« Ein solcher Einsatz müsse letztlich auf politisch-militärischer Ebene entschieden werden. Die Bundesregierung sehe aber gegenwärtig keinen Anlaß, ihre Haltung einer Ablehnung von Bodentruppen zu verändern. Zunächst müsse die Wirksamkeit der Luftangriffe der Nato weiter abgewartet werden.
Fischer machte angesichts der kritischen Stimmen innerhalb seiner Partei deutlich, daß er eine Entscheidung der Grünen gegen die Beteiligung der Bundeswehr an den Nato-Einsätzen nicht mittragen könne: Bei aller Flexibilität und Kompromißbereitschaft müsse er zu seinen Grundüberzeugungen stehen. »Ich stehe aus Überzeugung zur Politik der Bundesregierung. Ich wäre für eine andere Politik nicht zu haben«, sagte Fischer.
Skeptisch äußerte sich der Bundesaußenminister zur Einrichtung einer Schutzzone für die Kosovo-Albaner. Dies liefe »auf den vollen Einsatz raus, mit vollem Risiko«. Zudem liefe eine solche Strategie auch auf eine Teilung des Kosovo hinaus, bei der der Süden an Albanien fallen würde. Dies würde »sofort auch die Existenz Mazedoniens gefährden«. Erneut forderte Fischer das Ende des Mordens und den Rückzug der serbischen Sicherheitskräfte als Bedingung für eine friedliche Lösung in Jugoslawien. Die Sonderpolizei des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic nannte er »gewissermaßen die SS von Milosevic«.