Daniel Kreutz
Rede bei der Schlusskundgebung des Ostermarsch
Rheinland 2001 Liebe Kolleginnen und Kollegen, vorweg den Verantwortlichen des Ostermarsch Rheinland meinen herzlichen
Dank für das Privileg, an dieser Stelle zu Euch sprechen zu können.
Ich bin nämlich keiner, den man einen Experten für Friedenspolitik
nennen könnte. Heute, gut ein Jahrzehnt nach dem Ende des atomaren Kalten Krieges zwischen
Ost und West und im dritten Amtsjahr einer rot-grünen Bundesregierung,
die antrat mit dem Versprechen, dass deutsche Außenpolitik Friedenspolitik
sei, Das sage ich aus der Überzeugung heraus, dass Frieden und soziale Gerechtigkeit, aber auch ökologische Nachhaltigkeit, nur zusammen eine Chance haben können. Jeder kennt den Spruch von Clausewitz, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist. Der Krieg erscheint dabei zunächst als Fortsetzung der Außenpolitik. Die Außenpolitik aber ist die Fortsetzung der Innenpolitik. Außenminister Fischer den man seit seinem beispiellosen Einsatz für den ersten völkerrechts- und verfassungswidrigen Angriffskrieg mit deutscher Beteiligung seit 1939 auch einen stellvertretenden Kriegsminister nennen muss dieser Herr Fischer hat wiederholt Wert darauf gelegt, dass er Außenpolitik im Interesse Deutschlands und Europas zu machen habe, und nicht etwa die, die seiner Partei einmal vorgeschwebt hat. Was aber sind die Interessen Deutschlands und Europas, von denen da die
Rede ist? Sind es die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?
Die Interessen der RentnerInnen? Oder der Erwerbslosen? Oder derer, die
auf Dagegen spricht eine ganze Menge dafür - wenn man sich die deutsche und europäische Innenpolitik ansieht -, dass es manches zu tun haben muss mit den Interessen der Wirtschaft von Arbeitgebern, von Finanzmarkt-Jongleuren, von wirtschaftlich Starken eben. Globalisierung heißt das Schlagwort, mit dem Wirtschaft und Politik
für die Wettbewerbsfähigkeit der Standort Deutschland AG streiten.
Nach innen heißt das: Arbeitskosten runter, Großfusionen,
Arbeitsplatzabbau für den Nach außen heißt das: In der Standortkonkurrenz wollen wir die Sieger, und die anderen sollen die Verlierer sein. Beides ist eine Politik der sozialökonomischen Aggression. Gleichsam ein Krieg an der Verteilungsfront gegen die wirtschaftlich Schwächeren - unter uns hier, und am Weltmarkt. Dass diese aggressive Interessenpolitik sich auch des Militärs bedienen will, kann eigentlich nicht verwundern. Es ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr: Die NATO-Strategie zielt darauf, global die Interessen des sogenannten freien Westens zu sichern. Notfalls mit Krieg, und auch ohne UN-Mandat. Nun heißt es in den Schlussfolgerungen des Vorsitzes vom Helsinki-Gipfel der EU im Dezember 99 wörtlich: Der Europäische Rat unterstreicht seine Entschlossenheit, die Union in die Lage zu versetzen, (...) in den Fällen, in denen die NATO als Ganzes nicht einbezogen ist, als Reaktion auf internationale Krisen EU-geführte militärische Operationen einzuleiten und durchzuführen.
Die einst von uns Sozialos erhoffte Friedensdividende gab es nicht und soll es nicht geben. Stattdessen neue Rüstungsanstrengungen, die die Kurse der Rüstungsindustrien in die Höhe bringen. Die von Rot-Grün beschlossene Modernisierung der Bundeswehr dient dem deutschen Beitrag zu internationalen Eingreiftruppen, die je nach Interessenlage im Rahmen der Nato oder im Rahmen der WEU einsetzbar sind. Dass von deutschem Boden wieder Krieg ausgeht, ist Teil des Kalküls. Die neue Aufrüstung wird neue und zusätzliche Ressourcen verschlingen,
die für die Bekämpfung von Armut und Krankheit, für Bildung
und für eine ökologische Wende dringend benötigt werden.
Sie wird dazu beitragen, dass Die Politik der neuen Mitte, mit der die heutigen Regierungsparteien
ihre eigenen Wurzeln vernichten, eine Politik, die Kohl nicht vollstrecken
konnte, solange eine rot-grüne Opposition dagegen stand, diese Politik
ist nicht zukunftsfähig weder nach innen, noch nach außen,
weder friedenspolitisch, noch sozial, noch anderswie. Nur eine Gesellschaft,
die nach innen solidarisch ist, kann die Kraft zur Solidarität nach
außen finden. Eine Außenpolitik des Friedens kann nur die In diesem Sinne lasst uns denen in Berlin versprechen:
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