Vorerst ist es nichts geworden mit dem Bündnis aus Nicht-mehr-Grünen,
Noch-Grünen, Noch-nie-Grünen, die sich für eine antimilitaristische
ökologische solidarische und emanzipatorische Politik jenseits von Parteizusammenhängen
zusammenschließen wollten. Vielleicht ist der Anspruch einfach zu hoch,
Menschen, die gerade eine Partei im Zorn verlassen haben, und Menschen, die
in dieser Partei bleiben, zu einer gemeinsamen politischen Stoßrichtung
bringen zu wollen. Wir haben uns diesem Anspruch gestellt - aber es ist uns
nicht gelungen, ihn einlösen.
Dieses schwierige Projekt hatte nur eine Chance auf der Basis absoluter Toleranz und gleichzeitiger Wahrung der Grenzen, die jede Gruppe mitbringt. Die Nicht-Grünen brachten als Grenze ein, sich auf keinen Fall für grüninterne Auseinandersetzungen instrumentalisiert sehen zu wollen, die Grünen hatten ihre Grenze da, wo Arbeiten und Agieren im parteiinternen Zusammenhang verunmöglicht würde.
Die Bemühungen in der Vorbereitungsgruppe, in diesem noch zerbrechlichen Gefüge niemanden abstürzen zu lassen, waren groß. Ich möchte hier exemplarisch Annelie Buntenbach und Christian Simmert von den berühmten 7 MdBs und Andreas Bachmann vom Hamburger Regenbogen nennen. In einem solchen sensiblen Zusammenhang genügt aber ein destruktives Element, um das Ganze zusammenbrechen zu lassen. Und dieses destruktive Element war - das will ich jetzt so deutlich sagen - Eckhard Stratmann-Mertens. Eckhard dominierte zunehmend jedes Treffen - selbst, wenn er gar nicht da war. Seine Dominanz mit der angeblich notwendigen Abwehr einer drohenden Grünen-Dominanz im zu gründenden Bündnis legitimierend, war Eckhard im selben Maß rücksichtslos wie er Rücksicht für seine Befindlichkeit als gerade Ausgetretener einforderte und auch erhielt. Jeder Entschluß, jede Formulierung in der zukünftigen Arbeitsgrundlage wurde auf Eckhard-Verträglichkeit geprüft (Grenzwert: 0,0). Im Gegenzug hätte der Grenzbereich respektiert werden müssen, den z.B.eine Wahlaussage gegen die Partei Bündnis 90/Die Grünen für die MdBs und einige andere Grüne markiert. Wie wir uns am Wahltag in der Kabine verhalten, ist eine Sache - und da gibt es sicher viele Grüne, die diesmal die eigene Partei nicht wählen. Eine ganz andere Sache ist aber, Gründungsmitglied eines politischen Bündnisses zu sein, dessen erster öffentlicher Akt ein Aufruf ist, die Partei nicht zu wählen, der man/frau selber angehört. Daß ein solcher Akt Menschen in Amt oder Mandat in dieser Partei in große Schwierigkeiten bringen kann, liegt auf der Hand - und war auch Eckhard Stratmann-Mertens wohl bewußt.
Ich bin mir sicher, daß er gerade deshalb seinen Antrag durchzog. Diese Art des Handelns - ohne Rücksicht auf Verluste - kenne ich von grünen Machos zur Genüge, und ich bin sie leid!
Ich bin deshalb nicht bereit, im Arbeitsausschuss des Neuen Bündnisses
oder - wie jetzt beschlossen wurde - weiterhin in der Vorbereitungsgruppe tätig
zu sein. Um mich gegen Machismo und Dominanz-Verhalten zu wehren, um zu erleben,
wie das Mitnehmen Aller der persönlichen Eitelkeit mit populistischer Rhetorik
geopfert wird, dazu brauche ich keinen neuen Zusammenhang - dafür habe
ich bereits die Grünen in Gestalt bestimmer Vertreter.
Wenn dieser neue Zusammenhang - SOLIDARISCH, EMANZIPATORISCH! - nicht in der
Lage ist, sich von alten Gefechtsritualen zu lösen und eine gleichberechtigte
Teilnahme aller zu ermöglichen, dann ist das nicht mein Projekt!
Das heißt im Gegenzug, daß dieser Zusammenhang - wenn er sich fähig
zeigt, sich von diesen Ritualen zu lösen - durchaus noch mein und vielleicht
unser aller Projekt werden kann.
Vorerst sind die Grundbedingungen dafür jedoch nicht gegeben.
Sylvia Kotting-Uhl