Michael Braedt, Grünlinks Niedersachsen

Die Zeit läuft für ein Grün-Alternatives Netzwerk
Differenzen niedriger hängen
Das Netzwerk wächst von unten!

Was haben wir denn eigentlich von Dortmund erwartet? Nicht mal einen Monat nach der "legendären" Kriegs-BDK in Bielefeld kommen rd. 700 Leute nach Dortmund - die "Verlierer von Bielefeld" samt SympathsantInnensumpf - und
verfallen nicht etwa in Resignation, sondern wollen im Gegenteil ein verbindendes Netzwerk gründen. Ex-Grüne mit z.T. fast 20-jähriger Grünlegende, (Noch?-)Grüne mit wachsender Wut im Bauch über "ihre" Partei und auch eine Reihe von Leuten ohne grüne Historie. Sie alle beschließen eine gemeinsame inhaltliche Plattform - nein, sogar 2, damit es besser hält, aber
solche organisatorischen Kinderkrankheiten werden wir auch in den Griff kriegen - die weit über den Bielefelder Anlass, nämlich die Ablehnung des NATO-Angriffkrieges hinausgeht. "Die Zukunft der Linken und ihr Verhältnis zu den GRÜNEN - für ein unabhängiges Netzwerk" und " Kooperation mit anderen Linken über das links-grüne Spektrum hinaus - für eine gemeinsame Debatte", so wesentliche Kernaussagen der beschlossenen Plattform. Allein für diese Ergebnisse war Dortmund "schon eine Reise wert".

Zuletzt kam es doch noch zum Knall, das kann und soll nicht verschwiegen werden. Das ist verständlich, erklärbar - und vor allem auch reparierbar. Das erwarten einfach die Menschen von uns, die vom "großen Ü-bel" die Schnauze voll haben und eine linke Alternative suchen. Und die Politik des "großen Ü-bels" wird uns weitere aktive Menschen zutreiben, diese Chance dürfen wir nicht vergeben.

Eine geschicktere und demokratisch-legitimierte Vorbereitungsgruppe für Dortmund - kein Vorwurf, in der Situation nach Bielefeld mussten einige Leute die Initiative für das Netzwerk übernehmen, sehr unter Stress und einige wenige nicht frei von Selbstdarstellerallüren - hätte (vielleicht?) im Vorfeld die Abstimmung, ja, noch viel besser, die Einbringung des Antrages
"Keine Stimme für die Kriegsparteien" verhindern können. Denn wenn die Versammlung dem Antrag zustimmt - was sie mit großer Mehrheit auch getan hat, ich auch - dann war das insbesondere für uns Ex-Grüne eine notwendige Abarbeitung an der eigenen Geschichte - die Grünen sind jetzt eine normale Kriegspartei wie CDUSPDFDP - mensch wollte ein deutliches Zeichen setzen.

Übrigens haben auch etliche grüne Mitglieder für diesen Antrag gestimmt, den sie in der Praxis durch Verweigerung des Wahlkampfes schon längst vollzogen haben. Mit etwas kühlerem Kopf wird auch klar, dass die inzwischen auf 9 angewachsenen "Aufrechten" der Grünen Bundestagsfraktion, die dieses Treffen ja gesponsert und wesentlich organisatorisch vorbereitet haben, so mit dem Beschluss (zunächst!) nicht leben können. "Wir können nicht gegen uns selbst Politik machen" wird Christian Ströbele zitiert. Diese aus ihrer Sicht nachvollziehbare Haltung wird und muss sich relativieren, wenn der Anlass des Aufrufes, die Europawahlen vorbei sind. Also, Hitzköpfe auf beiden Seiten, schaltet einen Gang runter, wir brauchen uns gegenseitig , wenn denn das Netzwerk gelingen soll.

Wäre der Antrag abgelehnt worden, dann hätten speziell wir Ex-Grünen mit dem teilweise berechtigten Vorwurf zu kämpfen gehabt, das Netzwerk wäre ein Babelsberg in neuen Klamotten und wir die Jusos der Grünen. Damit könnten wir politisch nicht leben. Ein Dilemma ist eingetreten, aber es ist heilbar. Dortmund hat nämlich auch gezeigt, dass in der organisatorischen Vernetzung grün-alternativer Menschen auf Länder- und Regionenebene seit Bielefeld enorme Fortschritte erzielt wurden. Der Hamburger "Regenbogen", diese Idealkonstellation kann leider nicht der Standard für die Situation des Netzwerkes in den anderen Bundesländern sein. Aber auch anderswo bilden sich organisatorische Strukturen heraus, so im Ruhrgebietsbündnis aber auch bei uns von GRÜNLINKS Niedersachsen. Aus solchen länderspezifischen und
demokratisch legitimierten Basisorganisationen des angestrebten Netzwerkes muss gemeinsam mit der Basisgrün-Koordination (Ralf Henze) und den dann hoffentlich noch mehr als 9 "Aufrechten" die Strategiekonferenz im Herbst
gemeinsam vorbereitet werden.

Zum Schluss: Wir werden nicht verhindern können, dass Selbstdarsteller jeglicher Coleur unser Netzwerk missbrauchen wollen und werden, einiges davon haben wir in Dortmund schon mitgekriegt. Diese Schrate - Danke Hacky aus Hamburg für diese treffende Definition - werden immer mehr an Boden verlieren, je mehr das Netzwerk von unten wächst. Daran lasst uns gemeinsam arbeiten.

Michael Braedt, Grünlinks Hannover


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