In der Anlage : Erste Forderungen der Grünen JuLiA Niedersachsen zum Thema Jung und Grün.

Leserbrief an die taz :

zu „Bündnisgrüner Nachwuchs will der Partei einheizen" und „Junge Grüne zeigen Muckis" in der taz vom 28.6.1999.

Wer sollte ausgewechselt werden ?

Eine „teilweise Auswechselung der Mitglieder" fordern die überwiegend nicht mehr ganz so jungen Karrieros in ihrem Papier für eine „machtbewußte, pragmatische Positionierung" der Grünen.
Genau diese „machtbewußte Pragmatik", die zunehmende Anpassung an hergebrachte Politikstile, der Verlust an Glaubwürdigkeit und Kreativität ist doch in Eurem Musterländle Hessen (wo die meisten der Unterzeichner herkommen) und bei der Europawahl, gerade mit Pauken und Trompeten abgewählt worden.
Wer hat denn das Erscheinungsbild der Grünen in den letzten Monaten vor der Europawahl bestimmt ? War das nicht Euer hochgelobter Fischer auf allen Kanälen ? War das nicht der Kosovo-Kurs der Bundestagsfraktion ? War das nicht Euer triumphierender Sieg in Bielefeld mit der folgenden Unterdrückung alles nicht angepassten ? Waren das Eure neoliberalen Vorschläge im Spitzensteuersatz-Wettbewerb „Wer gibt den Gutverdienenden am meisten Steuergeschenke?" im Vorfeld der Wahl oder waren das die „bösen Linken und Westerwellschen Gutmenschen" die das Bild der Grünen in der Öffentlichkeit bestimmt haben?

Nein - die Niederlage bei der Europawahl geht auf Eure Kappe. Ihr habt mit eurer Mehrheit in der Bundestagsfraktion den Kurs der Partei in den letzten Wochen bestimmt und ihr solltet auch nun auch nicht aus der Verantwortung für die Abwahl dieses Grünen-Modells einer Öko-FDP stehlen. Nicht Magdeburg, sondern Bielefeld hat in Bonn regiert ! Über 50 % der grünen WählerInnen haben uns daraufhin bei der Europawahl die Stimme verweigert und sind mangels glaubwürdiger Alternativen überwiegend in die Wahlenthaltung geflüchtet. Wo sind denn Eure erhofften Fischer-Chöre, wo waren die Stimmen der Neuen Mitte ? Vielleicht solltet ihr Euch mal wieder an der Basis bei Euren WählerInnen an den Infoständen blicken lassen und nicht in nichtssagenden Pamphleten an den Menschen vorbei schwadronieren!

Denn wer eine FDPisierung der Grünen als beliebiges Koalitionsanhängsel anstrebt, braucht sich dann - bitte schön - auch nicht über die stattfindende Annäherung an die durchschnittlichen FDP-Wahlergebnisse zu wundern. Unter 5 % wird es auch für noch so opportunistische Karrieros keine Posten mehr zu verteilen geben.


Wir brauchen eine andere, sozialökologische Politik in der Republik und nicht die alten Hüte der FDP.
Und wenn ihr schon die Auswechselung des Personals fordert, dann bitte schön, fast Euch doch mal an die eigene Nase, wer sich in den letzten Jahren „in Netzwerken zusammengeschlossen hat, einzig mit dem Ziel Mehrheitsbeschlüsse der Partei zu torpedieren". Wie oft habt ihr eigentlich die Parteitag sbeschlüsse von Magdeburg „torpediert" und abgestritten ? Wöchentlich ? Täglich ? Stündlich ?

Grüne Politik muß wieder unterscheidbar werden, eine wirkliche Alternative anbieten, das ist auch für die veränderungsbereite, reformwillige junge Generation attraktiv. Ihr bekommt nur Zustimmung in den Medien und beim politischen Gegner, im grün-alternativen Jugendverband oder auf der Straße unter arbeitslosen Jugendlichen bekommt ihr mit Euren besserwisserischen Yuppiethesen hingegen keinen Fuß auf die Erde und das ist auch gut so.


Nur mit Glaubwürdigkeit, inhaltlicher Substanz und Offenheit nach allen Seiten - auch nach links - werden die Grünen hingegen die Zustimmung der Jugend zurückgewinnen können.


Christian Meyer, 23 Jahre, GAJB-Mitglied im Länderrat von Bündnis 90/Die Grünen

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