Antwort zum Statement von Lars Klein vom 30.03.1999

Lieber Lars,

ich bin auch Grünenmitglied und mag die gebetsmühlenartig
wiederholte Kriegslogik nicht mehr hören und lesen. Aber
mein altes "neues Denken" hier auszubreiten, würde auch
nichts helfen.
Mich besorgt, das dieser "Luxus der kleinen Kriege" (E.Bahr)
GUS-Rußland noch weiter destabilisiert. Heute schon ist die
dortige Regierungskaste fast zerrieben zwischen
einheimischen Zwängen und westlichem Drängen bzw. Lockungen.
Jedes Stillhalten Rußlands muß teuer vom IWF und aus
deutschen Reptilienkassen bezahlt werden. Ich sage nicht,
daß "Friedensfürst" Fischer diese Kassen ganz schließen soll,
die sind schließlich seit Bismarcks Welfenfond Tradition.
Aber wenn denn schon kein Friedensargument verfängt, sei
noch dies versucht: Kriegskredite sind Gift für die
Konjunktur! Das müßte der Funktionselite dieser unserer
Standortpartei doch zu denken geben.
Du lieber Lars hoffst darauf, daß durch die Zerschlagung
der serbischen Kriegsmaschinerie ein Einlenken der dort
etablierten serbischen Nationalisten erreicht werden kann.
Diese Zerschlagung kann aber letzlich nur durch den Einsatz
von Bodentruppen geschehen, was die Kosovaren nicht leisten
können. Da wir fleißigen Fernsehzuschauer nicht gerne
mitteleuropäische und atlantische Wehrpflichtige sterben
sehen, wird wohl alles auf die Anwerbung von Söldnertruppen
hinauslaufen. Der Dreißigjährige Krieg läßt grüßen.
Hier ist das Problem Frieden mit dem der Politik-Qualität
verbunden. Solange Monika Lewinsky und Peter Hahne die
Richtlinien der Politik bestimmen, können Politiker kaum
mehr, als ihren eigenen Personenkult organisieren, wobei
hetzerische Reden einen "Selektionsvorteil" bringen. Und
immer wieder dieser Vergleich mit Hitler, welcher ja
eigentlich aus der Anti-Serbien-Kampagne der Werbeagentur
Ruder Finn von 1992 stammt.
Mein Politikverständnis schließt den "Schießkrieg" als
deren Mittel aus, dafür braucht es keine Politiker. Und
bündnisgrüne Politik zu machen, sollten wir uns weiter
als Ziel setzen, wenigstens als Fernziel.

Beste Grüße
Hans Dietmar Sievers

hadie@regionett.de
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