Dr. Klaus - Jürgen S e e l i g
FA.Chirurgie u. Allgemein-Medizin
LRCP-MRCS u. LMSSA (London), D.T.M.& H.(Liverpool)
Kornmarkt 1
D 54636 Biersdorf am Eifel-Stausee
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Mein Diskussions-Beitrag zum Thema AUS für ATOM-KRAFTWERKE

Die derzeitige Diskussion um garantierte Rest-Laufzeiten im Austausch gegen vor- oder frühzeitige Abschaltungen von 4 AKW geht m.E. an einigen ganz wesentlichen Punkten vorbei:

B e t r i e b s-b e d i n g t e Komponenten-A l t e r u n g ..
der Primär-Kühlwasser- und Brennelemente .. .......... umschließenden Druckbehälter

Bekanntlich sind von der Nuklear-Betreiberseite immer bestimmte Laufzeiten einkalkuliert worden. Weltweit sind 30 Jahre eine zumeist akzeptierte Laufzeit, die aber keinesfalls von irgendeiner Seite her mit
S i c h e r h e i t g a r a n t i e r t werden k ö n n e n.

Bekanntlich wurden zahlreiche der zuvor auch als sicher geltenden
(und keineswegs nur zur Probe oder Kurz-Laufzeiten gebauten) KKW
bereits bald wegen.Betriebsstörungen mit quasi"Instant-aging-Effect"
nach einem Störfall d a u e r h a f t s t i l l g e l e g t (Aichbach,Flims,
Ohu-I, Gundremmingen, Lingen, aber noch deutlicher Harrisburg-TMI und Chernobyl u.a.m.).

Nach einhelliger Meinung handelte es sich zumeist um "Durchgehen"
oder um "kurzfristig überkritisch gewordenes Brenn-Werk", bei dem
eben die Betriebs-Steuerungs-Mechanismen versagten.

Ursache der Hitze-Entwicklung im Kernkraftwerk sind die zumeist
kontrolliert freiwerdenden Neutronen, die im Kühlwasser abgebremst
werden sollen.
Ein Teil davon verschwindet aber laufend unvermeidbar im Struktur-
Material des Druck-Gefäßes und der Primär-Kühlwasser-Leitungs-
Rohre.
Ein Bruch eines dieser "Komponenten-Materialien" führt zum GAU,
d.h.zum Stillegungs-Katastrophen-Fall, den es aus verschiedenen
Gründen unbedingt zu vermeiden gilt.

S.2. KJS Diskussions-Beitrag zum Atom-Ausstieg 06.12.99

M a t e r i a l - A l t e r u n g, oder der kurze Weg vom Stillegungs-Fall bis zum GAU

Die im Struktur-Material eingefangenen Neutronen stören die Stahl-
Gitter-Strukturen und lockern die Festigkeit
führen zu Rißbildungen
(Mühlheim-Kärlich, Fessenheim,Brunsbüttel, Cattenom etc.),
zur Material-Versprödung (durch Umwandlung von Nickel- und
Chrom-Bestandteilen in Kupfer) und vor allem zur
auch heute noch unbeherrschbaren Wasserstoff-Versprödung.

Diese Versprödungs-bedingte Früh-Alterung gilt es zu erkennen, um die
"betriebsbedingten Alterungs-Vorgänge" mit unzweifelhaft ständig
r e a l - e x i s t i e r e n d e r katastrophaler Bedrohung allen Lebens
nicht nur virtuell sondern r e a l z u v e r h i n d e r n (100,ooo %)

Der Stahl einer Atombombe hält der Einwirkung von 1020 Neutronen
pro Sekunde und cm2 nicht stand. Ebensowenig ein Deckel (wie in
Chernobyl) oder eine Bodenplatte (wie in Harrisburg-TMI).

Der Neutronenfluß im KKW schwankt beim Betrieb pro cm2 Stahl
zwischen 108 und 1012 Neutronen pro cm2 und Sekunde
während der gesamten Betriebsdauer.


KKW-Laufzeit: Wie Lebensversicherung mit Wandeltarif

Wie bei einer Lebensversicherung mit Wandeltarif, deren späteres
Fälligkeitsdatum durch Überzahlungen vorgezogen werden kann, so läßt sich aus dem erfolgtem Neutronen-Fluß und der Dauer errechnen,
w a n n die Betriebs- und Stand-Sicherheit von 1019 Sekunden
bei dem zunächst noch unbestrahlten Druck-Stahl
(d.h. von der 1. Betriebs-Sekunde an)
bis zum infolge Neutronen-Bestrahlung gealterten Stahl (109x1010)
(weil versprödeten und damit unsicher gewordenen Primär-Kreislauf)
e n d g ü l t i g a b g e l a u f e n i s t :


S.3 KJS Diskussions-Beitrag zum Atom-Ausstieg 06.12.99

Das AUS kommt mit der magischen Zahl 1019
Die Berechnung verläuft so:

Betriebszeit 30 Jahre (~ 109 sec) bei Neutronen-Fluß v.1010 pro cm2
d.h.nach
30a x 365d x 24h x 60m x 60s x 10.000.000.000 Neutronen

ist die Zeit dieser magischen Zahl erreicht.

Nun kann es bereits durch Unaufmerksamkeit vom Betriebspersonal
(Brunsbüttel,Fußball-TV und Störfall 1982) oder
durch übersehene reflektierte Neutronen
(wie beim in den Berg hinein gebauten KKW in der Schweiz) oder durch durchgeführte Experimente (Chernobyl)
oder durch sonst einen Hitzestau bei zerbrochenen Brennelementen

zu einem Ansteigen des Neutronen-Flusses kommen, der dann
schnell einmal den 1000 bis 1.000 000-fachen Wert erreichen kann.

Von Betriebs-Angehörigen wird das dann leichtzüngig als "Excursion" bagatellisierend beschrieben und den Zeitungen als geglückte Schnell-Abschaltung verkauft,
aber in Wirklichkeit war es heute noch einmal gutgegangen, was ein
"Gerade-noch-einmal-am-GAU-Vorbei-Schliddern" gewesen ist.

Das bedeutet, daß bei 106-fach höherem Neutronen-Fluß inzwischen
statt der bei Normal-Betrieb erst innerhalb von 1.000.000 Sekunden
d.h. im Verlauf von 11,6 Tagen (1.000.000s: 24h : 60m : 60s = 11.57 d)
zu erwartenden Anzahl freigesetzter Neutronen, diese Zahl jetzt aber
bereits ggf. in e i n e r e i n z i g e n S e k u n d e freigesetzt wurde ! ! .

Bereits diese erhöhte Brennkraft für die Dauer von 32 Sekunden brächte eine Alterung von mehr als einem Jahr mit sich, innerhalb von 900 Sekunden (= 15 min.)
wären sichere Laufzeiten.von 28 Jahren abgelaufen.

Entspr.der Material-Alterung ist durch den Bestrahlungs-Effekt von den 10.413 Normal-Betriebstagen das AUS anzusetzen für d i e s e e i n e "Excursion" von nur 15 Minuten Dauer !! So riskant ist das Atom-Spiel.
S.4 KJS Beitrag zur Atom-Ausstiegs-Diskussion 6.12.99

Konsequenz für Verhandlungs-Politik um KKW-Abschaltung

Alle Betriebszustand-beschreibenden Bücher allerKKW müssen von UnabhängigenSachverständigen geprüft und ausgewertet werden.

Für jedes Kraftwerk müssen die Restlauifzeiten als Maximal-Zeiten festgelegt werden, die nach jedem Störfall undnach jeder neuen Schnellabschaltung erneut revidiert werden müssen.

Beim Erreichen der entsprechenden Problem-Zone(1014) muß eine Auswertung aller Parameter erlaubt sein.

Die Kosten für einen weiteren GAU in Europa wären ein Vielfaches aller Baukosten und sind durch keinerlei Rücklagen gedeckt.

Die vorhandenen Rücklagen dürfen nicht in Risiko-Geschäften rückversichernd investiert werden.

Alle Energie-Aktionäre haften mit ihrem Gesamt-Vermögen im Falle von Deckungs-Lücken bei Schäden.

Neu-Bewertungen gesundheitlicher Risiken können drastisch die Laufzeiten a l l e r Kraftwerke in Frage stellen und Betreiber für Schäden haftbar machen. Nachweis einzelner Schadens-Fälle kann zu Auflagen für alleKraftwerke führen.

Die Strahlenschutz-Bestimmungen können jederzeit auf andere und ggf.neu erkannte Belastungs-Pfade angewendet werden i.S.der Gesamt-Haftung für Gesamt-Belastung.


S.5 KJS Beitrag zur Atom-Ausstiegs-Diskussion 6.12.99

In diesem Sinne sind gesundheits-orientierte Gesetze mit echten Null-Abgabe-Raten zu fordern, die der Nuklear-Industrie engere Grenzen setzen.
Es dürfen nicht
Embryonen,Säuglinge,Geschwächte u. Alte als Risiko-Gruppen
und die ohnehin vermehrt belasteten zukünftigen Generationen zu den
ohnehin in einer (aus unserer Sicht) nicht mehr erlebenswerten
Umwelt Dahin-Vegetierenden degradiert werden.
S.5 KJS Diskussions-Beitrag zur Atom-Ausstiegs-Diskussion

Eine ökologisch-ganzheitliche Medizin fühlt sich für die Existenz-
Sicherung auch der zukünftigen Welt-Bürger verantwortlich.

In diesem Sinne muß die Ökologische Bewegung sich der großen
Verantwortung bewußt sein, die sie auf sich nimmt, wenn sie die
Interessen der Weltbürger vernachlässigt, die bereits hinter dem
Horizont unserer kurzen Lebens-Spanne auf ein würdevolles Leben hoffen.


In diesem Sinne sollte m.E. die weitere Atom-Diskussion geführt werden.
Dann würden wir Grünen wohl bald wieder Glaubwürdigkeit gewinnen.
Und die Atom-Befürworter würden ihr Gesicht wahren können,
ehrlicherweise auf die Laufzeit den Neutronenfluß anrechnen
zu lassen, denn dieser entspricht der t a t s ä c h l i c h e n
Leistung, nicht die hypothetisch errechneten Tera-Watt-Stunden
eventuell verkaufbarer Dampf-Produktion, deren Risiko mit C-14
allein allen zukünftigen Generationen aufgebürdet wird.+

Biersdorf am 06.12.99
Dr.med.Klaus-J.Seelig