11. September 2001 und die Folgen
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10. Oktober 2001

Erklärung des Vorstandes der Leverkusener Grünen:

Massive Angriffe auf ein "kaputtes" Land lösen die Probleme nicht!

Der Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen Leverkusen sieht mehrheitlich die anglo-ameri-kanischen Angriffe auf Afghanistan als ein ungeeignetes Mittel zur Terrorbekämpfung an.

Es ist zu befürchten, daß wieder einmal zahlreiche unschuldige Menschen getötet und verletzt werden. Das schürt in der betroffenen Bevölkerung und weiten Teilen der islamischen Welt Wut und Haß - Gefühle, die Terroristen in zynischer Weise für sich und damit für weiteres Blutvergießen nutzen können.

Das massive Bombardement eines bereits fast völlig zerstörten Landes stellt - genau genom-men - nur eine hilflose Machtdemonstration dar.

Eine längere Besinnungspause, das Eingeständnis, auch einmal rat- und machtlos zu sein, und die Einsicht, das Terrorismus militärisch nicht zu bekämpfen ist, wären unserer Auffassung nach angemessenere Reaktionen auf die Mordtaten von New York und Washington gewesen.

Auch hätte eine zügig, jedoch ohne Zeitdruck vorbereitete, zielgenaue Aktion mit polizei-lichem Charakter dem Terrorismus vermutlich einen wirkungsvolleren Schlag versetzen können. Auf jeden Fall hätte sie der Großmacht USA weltweit größere Sympathien einge-bracht und vielleicht auch bei dem ein oder anderen engstirnigen Fanatiker Selbstzweifel hervorgerufen.

Eine bedingungslose, uneingeschränkte Unterstützung der britisch-amerikanischen Angriffe kann es für uns schon deshalb nicht geben, weil wir weitgehend auf die von Militärs stark vorzensierte Berichterstattung weniger Großsender angewiesen sind. Die Erfahrungen des Golfkrieges lehren uns, daß am Bildschirm "harmlos" und "virtuell" anmutende Militär-aktionen den Tod vieler hundert Menschen bedeuteten können.

Daß bei einem Krieg als erstes die Wahrheit auf der Strecke bleibt, ist leider auch in der sog. "freien Welt" ein trauriges Gesetz. Und für ein "blindes Vertrauen" in die Kriegsführung auch von NATO-Staaten besteht - nach Vietnam, Irak und dem Kosovo - kein Anlaß.

Kritische Solidarität zu Bündnispartnern und Skepsis gegenüber schnellen Problemlösungen sind gerade auch in Krisenzeiten Haltungen, die eine demokratische, offene Gesellschaft auszeichnen. Bedingungslose, uneingeschränkte Zustimmung gibt es dagegen auch andern-orts.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus-Dieter Bartel, Geschäftsführer